Christiane Hörbiger, die vor mehr als 60 Jahren ihr Bühnendebüt gab und es als Tochter des legendären Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger nicht immer leicht hatte, ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Sie war eine der beliebtesten Fernsehschauspielerinnen des Landes und erhielt zahlreiche Auszeichnung, etwa 2018 die Goldene Kamera für ihr Lebenswerk. Ihre Karriere umfasst rund 130 Film- und TV-Produktionen.

Christiane Hörbiger als "Carla" und Erwin Steinhauser als "Seyfried" in der TV-Komödie "Ein Mann in der Krise" unter der Regie vonXaver Schwarzenberger.APA

Der Anfang war nicht leicht

Trotz ihres anhaltenden Erfolgs vergaß Hörbiger nie ihre Anfänge in den späten 1950er-Jahren, die nicht gerade einfach waren. In ihrer Autobiografie “Ich bin der Weiße Clown” rekapitulierte die am 13. Oktober 1938 in Wien geborene Hörbiger ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Bundespräsident Thomas Klestil (l.) verlieh heute Hörbiger (r.) 1998 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.APA/Herbert Pfarrhofer

Auf Wunsch der Eltern machte Hörbiger zunächst eine Zuckerbäckerlehre, entschied sich dann aber 1955 doch für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film “Kronprinz Rudolfs letzte Liebe”, in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.

Der große Durchbruch kam erst in den 1980er Jahren

Der große Durchbruch stellte sich allerdings erst in den 1980er-Jahren mit der erfolgreichen TV-Serie “Das Erbe der Guldenburgs” ein. Der überragende Erfolg mit der Serie “Julia” öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: “Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten.” Und diese nützte sie: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama “Die Geschworene” oder Paul Harathers Thriller “Die Gottesanbeterin” erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung “Besuch der alten Dame” brachte ihr viele Lorbeeren ein.

Der Schauspieler Götz George (l.) mit Christiane Hörbiger (r) bei Dreharbeiten im Jahr 2000 zu dem Film "Schimanski muss leiden".APA/Horst Ossinger/dpa

Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings “Nathan der Weise” am Burgtheater im Jahr 1959 verlief hingegen zunächst wenig glanzvoll. Hörbiger erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds “Der Bauer als Millionär” erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg.

(v.l.n.r.) Moderator Thomas Gottschalk, Christiane Hörbiger und Gerard Depardieu bei „Wetten, dass...?“ am 26. Jänner 2008ORF/MILENKO BADZIC

Große Erfolge mit zahlreichen TV-Serien

Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern – auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein – zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Hörbigers Rollenrepertoire umfasste neben den Klassikern wie Lessing und Schiller auch moderne Bühnenautoren sowie die großen Repräsentanten der Wiener Theatertradition von Nestroy bis Schnitzler und Hofmannsthal.

Christiane Hörbiger vor der Entgegennahme der "Goldenen Kamera" für ihr Lebenswerk am 22. Februar 2018 in Hamburg.APA/AFP/POOL/Christian Charisius

Mitte der 1980er-Jahre wagte Christiane Hörbiger mit der Hauptrolle in der Serie “Das Erbe der Guldenburgs” an der Seite von Brigitte Horney, Stewart Granger und Ruth Maria Kubitschek dann den Sprung in die Fernsehunterhaltung. Seither wirkte Hörbiger in zahlreichen österreichischen und deutschen Spielfilmen mit. Glänzende Kritiken erhielt sie für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire “Schtonk!” über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren “Tafelspitz”, “Lamorte” und “Hunger”.

Zwei Mal verheiratet, ein Sohn

Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der 2016 verstarb.

Christiane Hörbiger mit Gerhard Tötschinger anlässlich der Premiere der Oper "Der Rosenkavalier" am 1. August 2014 vor dem Großen Festspielhaus in Salzburg.APA/FRANZ NEUMAYR

Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, darunter den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie “Beste Schauspielerin Serie” für ihre Rolle der “Julia”. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-“Romy” führ ihr Lebenswerk.

Christiane Hörbiger kam am 20. Juni 2018 zum ÖVP-Sommerfest in Wien, zu dem sie der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) einlud.APA/GEORG HOCHMUTH

Unterstützungsvideo für Sebastian Kurz sorgte für Schlagzeilen

Hörbiger war UNICEF-Botschafterin und engagierte sich für die Krebshilfe. 2019 machte sie mit einem Video Schlagzeilen, in dem sie für Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Partei ergriff. Nachdem sie in den Jahren davor SPÖ-Politiker bei Wahlen unterstützt hat, outete sie sich damals als Anhängerin von ÖVP-Chef Sebastian Kurz in dem Video “Wir für Kurz”. Sie zeigte sich hoch empört über den Misstrauensantrag, mit dem der Kanzler – und die ganze Regierung – das Amt verlor.

Schauspielerin Christiane Hörbiger outete sich im Wahlkampf 2019 als Fan von Sebastian Kurz.APA/ÖVP

“Wie waren wir doch froh und glücklich, als Sie Kanzler geworden sind”, sagte Hörbiger, und attackierte dann heftig SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner: “Wir waren entsetzt, wie die Frau Rendi-Wagner den Misstrauensantrag gestellt hat, vollkommen verblödet. Ich weiß nicht, da muss der Hass und Neid so groß sein, dass man so etwas macht. Sie hat die Republik infrage gestellt bzw. in schlechte Zeiten geführt.”