Bulgarien und Rumänien sind auf die Niederlande und Österreich derzeit überhaupt nicht gut zu sprechen. Amsterdam und Wien legten sich gegen den Schengen-Beitritt der beiden Balkan-Staaten quer – nicht aber gegen jenen Kroatiens. Während die Niederlande die bulgarischen Außengrenzen nicht gut genug gesichert sieht, lässt nach Meinung Österreichs der rumänische Grenzschutz zu wünschen übrig. Deshalb haben sie sich gegen den Schengen-Beitritt Bulgariens und Rumäniens gesperrt. Als Begründung verwiesen Amsterdam und Wien wiederholt auf die gigantische Migrationswelle, die heuer nicht zuletzt über den Balkan in Richtung Europa rollt. Mit dem Schengen-Beitritt Bulgariens und Rumäniens würden noch mehr Migranten und Flüchtlinge illegal in die EU strömen, so die Befürchtung.

Freilich, Bulgarien und Rumänien wollen die Abfuhr von Seiten der Niederlande und Österreich nicht auf sich sitzen lassen. Der bulgarische Präsident Rumen Radev polterte: Vor kurzem seien drei bulgarische Polizisten beim Schutz der europäischen Außengrenze getötet worden. Statt dafür europäische Solidarität zu erhalten, ernte Bulgarien Zynismus. Er wies empört darauf hin, dass der niederländische Premier Mark Rutte verächtlich gewitzelt habe, die bulgarische Außengrenze sei ohne weiteres mit der Zahlung von 50 Euro zu überqueren. Mit anderen Worten: Der bulgarische Grenzschutz sei nicht ernst zu nehmen.

Der rumänische Tourismusminister Daniel Cadariu ruft zum Boykott gegen Österreich aufQuelle: AGERPRES

Rumänische Touristen sollen Österreich meiden – Wien hat Sympathien bei Rumänen verspielt

Derweil hat sich Rumänien auf Österreich und die Regierung von Karl Nehammer eingeschossen. Der rumänische Tourismusminister Daniel Cadariu rief die Rumänen dazu auf, nicht in Österreich Urlaub zu machen. Im Schnitt kommen 370.000 Rumänen pro Jahr nach Österreich, die meisten zum Schifahren. Cadariu dazu: “Wir alle wissen, dass Österreich nicht das einzige Land mit idealen Bedingungen für Wintersportler ist. In der Schweiz, Italien, Frankreich und Deutschland gibt es viel bessere Bedingungen für den Skisport.“

Der rumänische EU-Abgeordnete Eugen Tomac schrieb sich auf Facebook in Rage. Er berief sich dabei auf eine Sitzung der Europäischen Volkspartei (EVP) Anfang dieser Woche in Wien, zu der auch er eingeladen war. Über Karl Nehammer, der Gastgeber der EVP-Sitzung war, schrieb er: „Leider wischte dieser Mann alle rationalen Argumente vom Tisch. Er lehnte alles ab, was die Europäische Kommission empfohlen hatte. Er widerlegte jeden Bericht und jede Statistik. Er will Rumänien einfach auf inakzeptable Weise demütigen.“ Laut Tomac hält der österreichische Bundeskanzler beharrlich an „lächerlichen Argumenten“ fest.

Und weiter: “Heute habe ich ihm direkt gesagt, dass er kurz davor ist, all das Vertrauen und die Sympathien der Rumänen für Österreich zu verspielen. Rumänien wird früher oder später ohnehin dem Schengen-Raum beitreten, aber diese unverdiente Ohrfeige werden die mehr als 20 Millionen rumänischen Bürger nicht so schnell vergessen.“

EVP-EU-Abgeordneter Eugen Tomac: Karl Nehammer will Rumänien auf inakzeptable Weise demütigen

Absonderliche Verschwörungstheorie in Rumänien: Österreich spaltet auf Geheiß Putins die EU

In Rumänien macht zurzeit auch eine wilde Verschwörungstheorie die Runde, wonach Österreich im Auftrag des Kreml-Chefs Wladimir Putin gegen den Schengen-Beitritt Rumäniens – und auch Bulgariens – gestimmt habe. Österreich sei sozusagen ein Handlanger Russlands, um die EU zu spalten und Zwietracht sowie EU-Skepsis zu säen.