Seit Kaisers Zeiten lebt im Lainzer Tiergarten Rotwild, das ausschließlich zur Bejagung ausgesetzt wurde. Im Laufe der Jahre haben sich die Tiere allerdings so stark vermehrt, dass auf den 2500 Hektar mittlerweile zu wenig Platz ist, wie Andreas Januskovecz, Forstdirektor der Stadt Wien, dem eXXpress erklärt. „Wir haben zu viele Wildarten auf zu kleiner Fläche. Das bedeutet Stress für Tiere sowie die Besucher.“ Deshalb habe man sich für eine Reduktion des Schwarzwildes und einen Totalabschuss des Rotwildes entschieden. „Es sind ohnehin nur mehr wenige Stücke im Park. Die werden nun herausgeschossen oder sterben eines natürlichen Todes.“ Über die genaue Stückzahl des Rotwildes konnte Januskovecz keine Angaben machen, es wäre schlicht nicht möglich sie zu zählen.

Das Wildtiermanagement legt den Bestand fest

Die Bestandsregulation im Lainzer Tiergarten unterliegt dem sogenannten Wildtiermanagement. Dieser Plan, der mit Einbeziehung zahlreicher Experten seit 2015 erarbeitet und regelmäßig adaptiert wird, soll für einen gesunden und ausgewogenen Lebensraum sorgen. Darin findet sich auch die Reduktion von Wildschweinen, denn auch ihre Population ist massiv angewachsen, sie galten lange Zeit als die „Problembären“ des Geheges.

Die Entnahme der Tiere wird unter Bedacht auf möglichst wenig Leid durchgeführt. Die Jagd auf die Tiere, die reguliert werden müssen, ist nicht auf Trophäen ausgelegt, Beutegreifer, Hasen und Vögel dürfen auch weiterhin nicht bejagt werden.
Zuständig für den Abschuss ist das Forstpersonal der Stadt Wien, was jedoch das Führen von Jagdgästen und den Verkauf von Trophäen nicht ausschließt. Schließlich ist der Trophäenverkauf ein wesentlicher wirtschaftlicher Beitrag für das Wildtiermanagement des Parks.

Der Tod kommt leise

Geschossen wird leise, nämlich ausschließlich mit Schalldämpfern. So soll jeder Stress für das Wild vermieden werden. Die Forstverwaltung kooperiert bei der Aktion unter anderem mit der Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) und dem Verein gegen Tierfabriken (VGT). Die getöteten Tiere werden an Wirte oder Privatpersonen verkauft.

Jäger sind mit dem Auflösen des Bestandes nicht einverstanden

Kritik kam, als das Vorhaben bekannt wurde, in erster Linie von der Jägerschaft. Man wollte den Lainzer Tiergarten als Jagdgebiet weiter erhalten, konnte die Einwände der Stadt Wien nicht nachvollziehen. Januskovecz konterte auf die Vorwürfe angesprochen: „Wir haben auf den Dialog gesetzt. Komplexe Sachverhalte müssen erklärt werden.“