“Die Geschichte wiederholt sich selbst”, schreibt eine Journalistin zu einem Tweet, in dem sie zwei Fotos gegenüberstellt: Auf dem einen sieht man eine U-Bahn-Station in London im Jahr 1940, in der sich Menschen vor Bombenangriffen im zweiten Weltkrieg verstecken – und in dem Foto daneben sind es Menschen in der Ukraine, genauer gesagt Bürger aus Kharkiv, der zweitgrößten Stadt des Landes, die sich in der Nacht des 24. Februar 2022 aus genau demselben Grund in den Untergrund geflüchtet haben. Nur diesmal schützen sie sich vor den Angriffen Russlands, in einem Krieg, den schon jetzt viele Stimmen im Netz als ” dritten Weltkrieg” bezeichnen.

Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin um 4 Uhr morgens den Befehl zum Angriff gegeben hat, befindet sich die Ukraine im Krieg und steht von allen Seiten unter Beschuss. Der gesamte Luftraum über dem Land ist seit den Abendstunden des 24. Februar unter russischer Kontrolle, heftige Kämpfe tobten vielerorts wie etwa bei Luhansk oder in Sumy bis tief in die Nacht.

Die Menschen haben nur das nötigste mit – Wasser, Decken, etwas zu essen, ihre Handys um mit der Außenwelt zu kommunizieren. Einige haben auch ihre Hunde mitgebracht, um ihre Fellnasen in Sicherheit zu wissen. Schlaf bekommen nur wenige, Kameraschwenks in den Aufnahmen zeigen erschöpfte und ängstliche Gesichter. Aber auch Hoffnung: Auf Snapchat und Twitter kursierten Videos von Menschen, die in ihrem U-Bahn-Lager gemeinsam singen um sich Mut zu machen.

In den großen Städten wie Kiew und Kharkiv herrscht zur Sicherheit eine Ausgangssperre, die bis sieben Uhr morgens andauert. Menschen, die in ihren Wohnungen geblieben sind, filmen aus ihren Fenstern hinaus auf die Straßen, die gespenstisch leer sind. Wirklich schlafen scheint kaum jemand zu können – zu groß ist die Unsicherheit vor den nächsten Attacken der Russen, in der Nacht tauchten einzelne Meldungen darüber auf, das Putins Truppen Kiew erreicht hätten und es zu Auseinandersetzungen gekommen wäre. Bestätigt haben sich diese Meldungen bislang nicht, allerdings wandte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Rede an sein Land und an die Welt, in der er zur Generalmobilmachung der Bevölkerung aufrief. 137 ukrainische Soldaten seien am ersten Tag gefallen, die Zahl der zivilen Opfer ist noch nicht bekannt. In der ganzen Ukraine machen sich die Menschen bereit, für ihre Freiheit zu kämpfen – dass die erste Nacht des Ukraine-Krieges also für viele Ukrainer inklusive Selenskyi, der sich selbst und seine Familie, die laut seinen Angaben alle im Land bleiben, als “Hauptziel russischer Aggressionen” wähnt, verwundert nicht.