Am schwachen Euro wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Seit Wochen befindet sich die europäische Währung im freien Fall. Fast 20 Jahre ist es her, dass ein Euro in etwa einem Dollar entsprochen hat. Dass der Euro grundsätzlich noch weiter Richtung 0,90 Dollar fallen kann, scheint für viele Wirtschaftswissenschaftler so gut wie sicher. Denn zurzeit spricht einfach nichts für eine Erholung.

Bei den Leitzinsen hält die EZB nicht mit

Das liegt zum einen an der Energiekrise, zum anderen am – vergleichsweise – energischeren Kampf gegen die hohe Inflation in den USA. US-Notenbank Federal Reserve steht nun vor einer weiteren kräftigen Zinserhöhung, und die dürfte sogar noch höher werden, als die erstmalige Zinserhöhung im Euro-Raum.

Die Währungshüter um Zentralbankchef Jerome Powell haben bereits Mitte Juni das Niveau um 0,75 Prozentpunkte (75 Basispunkte) angehoben. Sie dürften am Mittwoch nach Ansicht vieler Experten einen weiteren Schritt in dieser ungewöhnlichen Größenordnung folgen lassen. Der Leitzins läge dann in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Möglicherweise hebt die Fed den Leitzins sogar um 1 % an

Auch eine noch drastischere Anhebung um einem vollen Punkt ist nicht ausgeschlossen. Denn die Federal Reserve dürfte es eilig haben, rasch ein sogenanntes neutrales Zinsniveau zu erreichen, mit dem die Wirtschaft nicht länger angekurbelt wird und der Preisauftrieb endlich abebben kann. Die immer weiter steigenden Verbraucherpreise zehren an der Kaufkraft der US-Bürger. Die Inflationsrate lag zuletzt bei 9,1 Prozent – der höchste Stand seit Ende 1981. Viele Experten und auch die Notenbanker waren von dem erneuten Inflationsschub kalt erwischt worden.

Euroraum – gefangen in Inflation und explodierenden Energiepreisen

Besonders kalt wird davon aber der Euro-Raum erwischt. Wie etwa der österreichische Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) mehr oder weniger direkt zugegeben hat, war die EZB bisher vor allem aus einem Grund so zögerlich beim Anheben des Leitzinses: der hohe Schuldenstand der Südstaaten, vor allem Italiens. Hohe Zinsen könnten diese Länder leicht überfordern, und mit ihnen die Eurozone.

Nun hat die EZB zwar reagiert, aber spät – und hechelt der Inflation hinterher, und ebenso den Leitzinsen anderer Notenbanken. Der Wechselkurs zum Dollar wird sich somit vorläufig kaum bessern, mit weitreichenden Konsequenzen: Die Euro-Staaten werden somit die Inflation aus den USA und aus anderen Staaten importieren. Die Folgen davon sieht man nicht zuletzt bei den Energiepreisen, unter denen auch die Wirtschaft leidet. Ein Teufelskreis.