Chlorwasser im Meer? Das hört sich nicht gut an. Dafür muss man kein Umweltschutz-Experte sein. Aber genau die Umweltschützer laufen derzeit gegen den ersten deutschen Flüssigerdgas-Terminal in Wilhelmshaven Sturm. Der Vorwurf: Das Gasunternehmen Uniper setzt auf seinem rund 300 Meter langen Spezialschiff „Höegh Esperanza“ eine Reinigungsmethode mit Chlor ein. Das chemikalisch verunreinigte Wasser wird danach ins Meer geleitet.

178 Kubikmeter Biozide: Chemieunfall mit Ansage

Eine Katastrophe und ein schleichender Chemieunfall mit Ansage, wie Vertreter von Deutsche Umwelthilfe meinen. Um das zu beweisen, haben sie nun ein Gutachten erstellen lassen. Das gibt ihnen Recht. Nach Angaben des Niedersächsischem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), hat der Konzern Uniper die Einleitung von jährlich bis zu 178 Millionen Kubikmetern mit Bioziden, also auch Chlor, behandelten Seewassers beantragt. Das ist rund zehn Mal so viel, wie zum Beispiel australische Behörden an vergleichbarem Standort für vertretbar halten.

Uniper und Umweltministerium bestreiten die Richtigkeit des Gutachtens

Fakten, die weder die Uniper beeindrucken, noch das niedersächsische Umweltministerium. Die Aussagen seien „nicht zutreffend“, heißt es Berichten zufolge von dort. „Höegh Esperanza“ wird dafür eingesetzt, das von Tankschiffen angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand umzuwandeln und in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. So soll der Verlust des russischen Gases kompensiert werden.

"Entkoppelung von russischen Öl- und Gaslieferungen sind Heuchelei"

Die Einfuhr und Verarbeitung von LNG (Liquefied Natural Gas – also Flüssigerdgas) sehen Experten ohnehin kritisch. Die Lieferungen aus den USA sind im Vorjahr um 143 Prozent gestiegen. Eine Katastrophe fürs Klima, wie Experten meinen. „Die größte Heuchelei bei der Entkopplung Europas von russischen Öl- und Gaslieferungen betrifft die Umweltpolitik. Bei Produktion und Transport von LNG aus den USA entsteht ein doppelt so großer CO2-Fußabdruck wie beim konventionellen russischen Gas“, schreibt dazu „Le Monde Diplomatique“