Momentan sind insgesamt 49,2 Prozent der Österreicher vollständig immunisiert, das sind 66 Prozent der „impfbaren”, also über 12 Jahre alten Bevölkerung. Wie Experten in den letzten Monaten immer wieder betonten, sei für eine Herdenimmunität aber eine Durchimpfungsquote von 80-90 Prozent nötig. Von dieser scheint Österreich weit entfernt zu sein – am Sonntag war der wöchentliche Impfdurchschnittswert so niedrig wie zuletzt Anfang Juni.

Innere Stadt am weitesten fortgeschritten bei Vollimmunisierung

Blickt man genau auf die Zahlen, wo die Impfbereitschaft besonders hoch und wo sie eher niedrig ist, kann ein Zusammenhang mit Migrationshintergrund oder Beschäftigungsverhältnissen nicht ausgeschlossen werden. In Wien fallen besonders die Arbeiterbezirke mit einer niedrigen Durchimpfungsquote auf: In Rudolfsheim-Fünfhaus sind nur 32,86 Prozent, in Meidling sind 34,91 Prozent der Bewohner vollständig immunisiert. Im „Problembezirk“ Favoriten sind nur 31,9 Prozent doppelt geimpft. Die meisten Vollimmunisierungen findet man in der Wiener Innenstadt, hier haben 50,11 Prozent der impfbaren Bevölkerung bereits zwei Stiche erhalten.

Zusammenhang zwischen Impfbereitschaft und Migration durchaus vorhanden

Ob Menschen mit Migrationshintergrund  dem österreichischen Gesundheitssystem generell kritischer gegenüberstehen oder ob die Ablehnung der Impfung religiöse Komponenten hat, ist noch nicht erhoben. Zu beobachten ist jedenfalls, dass im 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus, 48,1 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund haben und der Impfanteil der zweitniedrigste in Wien ist – er liegt bei 32,86 Prozent.

Auch scheint es, als wäre die Impfbereitschaft in den Bezirken, in denen die Bevölkerung am homogensten ist, am höchsten. Im 23. Wiener Gemeindebezirk, dem Teil der Stadt mit dem geringsten Migrationsanteil, ist der Impffortschritt nach der Inneren Stadt am höchsten (49,12 Prozent).

Die Risikogruppe über 84 ist zu über 90 Prozent immunisiert – Impfmuffel sind Junge und Migranten.

Abgesehen von der Migrationshintergrund-Theorie und den einhergehenden, von der Stadt Wien als ausschlaggebend hervorgehobenen Kommunikationsproblemen und Missverständnissen, gibt es einen weiteren, sehr umhomogenen Teil der Bevölkerung, der nicht geimpft ist.  Und das, obwohl sowohl Impfstoff als auch Impftermine im Überfluss vorhanden sind. Zu diesem Teil gehören viele junge Menschen, aber auch politisch Andersdenkende und überzeugte Impfgegner oder Skeptiker.

Österreich besonders Impfskeptisch

Eine Studie von Eurobarometer ergab Anfang Mai, dass Österreich bei der EU-weit erhobenen Impfskepsis ganz vorne dabei war. 20 Prozent wollten sich auf keinen Fall, 24 vorerst nicht impfen lassen. Dass sich mittlerweile besonders junge Menschen aus Gründen der Konformität und der fehlenden Lust am dauernden Testen impfen lassen, könnte die Zahlen der Nicht-Impfeilligen etwas verringert haben.

Junge Menschen sollen durch 2-G-Beschränkung zum impfen gebracht werden

Da besonders junge Menschen Besucher von Nachtlokalen sind, wurde die 3-G-Regelung für die Nachtgastronomie aufgehoben. Um mit seinen Freunden zu feiern, muss man nun entweder geimpft oder getestet sein – hier hat die Regierung einen wunden Punkt der Jugend erwischt: Viele junge Menschen waren in der Vergangenheit symptomlos an Corona erkrankt und konnten durch den Beweis ihrer bereits vorhandenen Immunkörper ohne viel Aufwand alle, durch 3-G beschränkte, Orte problemlos betreten. Hier soll nun durch das Ausschließen des ‘G’ für Genesen auch die Jugend zum impfen gebracht werden.

Die Impftermine, hier im 15. Bezirk, sind fast alle frei.

Vom Andrang auf die Impfung ist in Wien nichts mehr zu spüren. Auf der Termin-Buchungsseite des Impfservice Wiens sind fast alle Termine frei – man soll sich sogar spontan impfen lassen können. Mit welchem der vier notzugelassenen Impfstoffen man sich immunisieren lassen möchte, kann man sich mittlerweile aussuchen. Pfizer, AstraZeneca, Moderna oder Johnson&Johnson stehen zur Auswahl.

Impfwillige können frei zwischen allen vier zugelassenen Impfstoffen wählen

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