“Schade, ewig schade”, schüttelt ein Gast des Café Westend am Donnerstag, den 30. Juni den Kopf, als er erfährt, dass das Wiener Traditionscafé an diesem Tag zum letzten Mal geöffnet hat. Zuerst hatte es noch geheißen, es wäre nur eine Reprise der Sommerpause von 2021 – doch am Abend bestätigte Westend-Betreiber und Traditions-Cafétier Johann Diglas dann: Aufgemacht wird nach dem Sommer nicht mehr – zumindest nicht mehr unter seiner Führung.

Denn: “Unter den jetzigen Voraussetzungen ist es nicht möglich, den Betrieb aufrecht zu erhalten”, erklärte der Spross der berühmten Wiener Cafétiers-Familie. Sehr hohe Fixkosten, hohe Energiepreise und dazu noch die Inflation und dabei noch eine zu geringe Gästeanzahl – diese Rechnung endet auch für Nicht-Mathematiker in einem Minus-Geschäft.

Gegenüber dem “Kurier” erzählt Diglas zudem, dass es in dem schönen Altbau, der das Café seit mehr als 127 Jahren beherbergt, auch immer wieder zu Wasserschäden gekommen sei – zuletzt in der Küche. Auch das Verhältnis zwischen Diglas und dem Vermieter sei wohl “nicht das beste” gewesen, mutmaßt das Blatt.

Dabei hatte Diglas das Café erst im Jahr 2018 im Stillen übernommen und das Kaffeehaus, das zu den ältesten und traditionsreichsten Wiens gehört, sanft renoviert. Doch auch dieser Umstand, ebensowenig wie die Bestlage an der belebten Mariahilferstraße und gegenüber vom Westbahnhof, konnten das Westend retten.