Am heutigen Montag war es soweit. Der ehemalige Unternehmer und ehemalige Formel 1-Rennstall-Besitzer Walter Wolf stellte sich am Wiener Landesgericht einem Strafprozess im Zusammenhang mit der Patria-Affäre und der Hypo Alpe Adria. Wolf, inzwischen 82 Jahren alt war lange Zeit aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig. Nun war seine Verhandlungsfähigkeit wieder gegeben.

In diesem Verfahren geht es zum einen um eine Anklage rund um Schmiergeld-Zahlungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro nach Slowenien. 2007 wollte der finnische Rüstungskonzern Patria einen 279 Millionen Euro schweren Auftrag über 135 Radpanzer an Land ziehen. Die Staatsanwaltschaft behauptet, dass Wolf seine Finger im Spiel hatte. Er verfügte über hervorragende Kontakte zu politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern in Slowenien. Dort sollte Wolf das Geld “verteilen”. Der ehemalige Formel-1-Rennstallbesitzer soll sich an einer kriminellen Vereinigung beziehungsweise kriminellen Organisation beteiligt haben.

Staatsanwalt Bernhard Löw räumte in seinem Eröffnungsplädoyer allerdings ein, dass sämtliche anderen Mitglieder der kriminellen Organisation bereits 2013 von diesem Vorwurf freigesprochen worden sind. Er erwäge daher, die Anklage gegen Wolf, die seinerzeit ein mittlerweile in die Anwaltschaft gewechselter Kollege verfasst hätte, abhängig vom weiteren Verhandlungsverlauf zurückzuziehen, kündigte Löw an. Für Verteidiger Singer war die Anschuldigung, Wolf könnte Teil eines kriminellen Netzwerkes gewesen sein, grundsätzlich absurd: “Der Herr Wolf konnte damals weder Emails noch SMS schreiben.”

Zahlungen über die Uhrenfirma Jacques Lemans

Die zweite Anklage betrifft die Zahlung von 240.000 Euro, die die Hypo Alpe Adria 2006 über die Uhrenfirma Jacques Lemans an Wolf geleistet hatte. Dies erfolgte ohne eine Gegenleistung. Ein Ex-Hypo-Manager wurde dafür 2016 vom Landesgericht Klagenfurt wegen Untreue verurteilt. Dazu erklärte nun Wolf dem Schöffensenat in Wien, er habe der Hypo um 240.000 Euro ein Grundstück in Istrien verkauft, weil er dringend Geld benötigt hätte, um seine Arbeiter in einem slowenischen Werk bezahlen zu können. Er habe auf schnellem Weg 200.000 Euro erhalten.

Doch im ursprünglichen Kaufvertrag war von 400.000 Euro die Rede. Wolf bekräftigte in einer später notariell beglaubigten Bestätigung den Erhalt dieser Summe. Wolf erklärte auf Nachfrage des vorsitzenden Richters: “Das ist nicht meine Unterschrift.” Außerdem sei er nie in Völkermarkt gewesen. Dort befindet sich das Notariatsbüro. Er habe die Hälfte erhalten, davon die Gehälter seiner Arbeiter bezahlt und sei dann wieder nach Kanada geflogen: “Die Sache war für mich erledigt.” Das alles sei “so lange zurück, ich kann mich nicht an alles erinnern, ich habe einen Gehirnschlag gehabt”, verwies Wolf auch auf seine angeschlagene Gesundheit. Dass er sich auf eine Geschäftsbeziehung mit der Hypo Alpe Adria und auf den seinerzeitigen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FPÖ) eingelassen habe, sei im Nachhinein betrachtet ein Fehler gewesen. Er hätte den einst erhaltenen Ratschlag “Bleib weg von der Politik und Straßenprostituierten” beherzigen sollen: “Das war der größte Fehler, dass ich nach Europa zurückkomme und mich einmische.”

2000 Euro Rente von Kindern

Doch es gibt noch eine dritte Anklage. Diese richtet sich gegen Wolf und seinen mitangeklagten Ex-Anwalt. Es ging um einen Generalvergleich, den Wolf und die Hypo Alpe Adria im Zusammenhang mit einem gescheiterten Hotel-Projekt in Kroatien geschlossen hatten Der Ex-Anwalt bekannte sich “nicht schuldig”.

Die Hypo verpflichtete sich zur Zahlung von einer Millionen Euro, wobei Gelder freigegeben und weitergeleitet wurden, obwohl sie laut Anklage schon verpfändet waren. Wolf, der von der Million über eine ihm zurechenbare Stiftung 900.000 Euro erhalten haben soll, und der mitbeschuldigte Jurist sollen sich dadurch der betrügerischen Krida schuldig gemacht haben. Wolfs Verteidiger verwies darauf, dass nicht dieser, sondern der liechtensteinische Justizminister in der Stiftung das Sagen gehabt hätte: “Der hat sicher nicht auf Zuruf des Walter Wolf gehandelt.”

Aus gesundheitlichen Gründen müssen aus Rücksicht auf Walter Wolf während der Hauptverhandlung längere Pausen eingelegt werden. Zu seinen persönlichen Verhältnissen befragt, hielt der Ex-Rennstall-Besitzer fest, er sei Pensionist: “Ich kriege eine Rente von meinen Kindern. 2000 Euro.” Vermögen besitze er keines, Schulden gebe es “meines Wissens nicht”. Die Verhandlung wird Anfang Juli fortgesetzt.