Es lässt sich wohl schwer verhindern, einen Krieg mitunter schmutzig zu führen, will man sich militärische Vorteile verschaffen. Dennoch: Gewisse Mittel der Kriegsführung gelten international nicht umsonst als No-Go, so etwa Landminen oder “Schmetterlingsminen”, die besonders heimtückisch sind.

Einmal platziert, wartet eine solche Mine geduldig auf ihr nichtsahnendes Opfer. Ob es sich dabei um einen feindlichen Soldaten, eine Zivilistin oder ein spielendes Kind handelt, kann jener, der sie einsetzt, nicht wissen. Es ist also wenig verwunderlich, dass die Verwendung solcher Sprengsätze Völkerrecht verletzt.

Eine russische TM-46 Anti-Panzermine.

Ukraine hat gegen Völkerrecht verstoßen

Jetzt hat sich ausgerechnet die Ukraine, die vom Westen massenweise mit Waffen unterstütz wird, dieses Völkerrechtsverstoßes offenbar schuldig gemacht.

Ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft nun den ukrainischen Streitkräften den „offensichtlichen Einsatz von Tausenden von mit Raketen abgefeuerten Antipersonenminen“ vor. Ereignet haben soll sich der Beschuss in Gebieten in und um die Stadt Isjum, während diese im Vorjahr von russischen Truppen besetzt war, berichtet die Neue Zürcher Zeitung.

Freilich: Inzwischen ist gut dokumentiert, dass auch die russischen Streitkräfte solche Minen seit Kriegsbeginn wiederholt und systematisch eingesetzt haben. Dabei haben sie mindestens acht verschiedene Minentypen verwendet. Mehrere hundert Zivilpersonen wurden durch solche Minen getötet oder verletzt.

Mehrere hundert Zivilpersonen wurden durch Antipersonenminen in der Ukraine getötet oder verstümmelt

Die Ukraine beteuert Einhaltung des Völkerrechts

Human Rights Watch hat die ukrainischen Behörden mit den Vorwürfen konfrontiert und fordert sie dazu auf, das Verhalten des Militärs zu untersuchen. Im Antwortschreiben des Verteidigungsministeriums heißt es, die Ukraine verpflichte sich uneingeschränkt zur Einhaltung aller internationalen Verpflichtungen im Bereich des Mineneinsatzes. So gehört das Land gehört zu den 164 Unterzeichnerstaaten der Ottawa-Konvention, welche den Einsatz dieser Waffen verbietet – Russland hat nicht unterzeichnet.

Laut Schätzungen sind 160.000 Quadratkilometer in der Ukraine mit Minen verseucht, eine Fläche, zweimal so groß wie Österreich. Minenräumer gehen davon aus, dass die Räumungsarbeiten Jahrzehnte dauern werden.