Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich am frühen Morgen im Zug auf dem Weg zur Arbeit – die Abteile sind wie immer um diese Zeit zum Bersten gefüllt, alle Sitzplätze besetzt und viele Menschen stehen mangels anderer Optionen auch neben den Abteilen, an den Fenstern, in den Gängen und an den Türen. Eine Szene, wie sie sich beinahe täglich auf den stark frequentierten Zugstrecken Österreichs – insbesondere der Westbahnstrecke durch Niederösterreich – abspielt.

Doch was, wenn plötzlich eine Zugtür aus den Angeln gerissen wird und aufgeht – und das bei voller Fahrt? Genau das ist nämlich am Freitagmorgen auf besagter Westbahnstrecke passiert. Verletzt wurde dabei glücklicherweise niemand – der Vorfall sorgt für Besorgnis.

ÖBB gibt Entwarnung: "Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Passagiere"

Was genau war genau vorgefallen? Laut Berichten der ÖBB öffnete sich am Freitag um 6.40 Uhr morgens plötzlich eine Ladetüre beim Speisewagen des Railjets 540 während der Fahrt zwischen Tullnerfeld und St. Pölten. Sie wurde regelrecht aus der Verankerung gerissen. Die Scheibe der Nebentür zersprang – verletzt wurde aber, wie bereits erwähnt, niemand. Zum Glück – denn was, wenn es sich um eine andere Tür gehandelt hätte?

ÖBB-Sprecher Christoph Seif beschwichtigt: Es handle sich dabei nicht um eine Tür, bei der Fahrgäste ein- und aussteigen, sondern um die Ladeklappe eines im Wagenverbund mitgeführten Speisewagens, bei der Ware ein- und ausgeladen wird. “Es waren keine Fahrgäste gefährdet”, betont Seif. Auch Seifs Kollege, Sprecher Daniel Pinka, erklärt: “Fest steht, dass der Speisewagen zwar im Wagenverbund mitgeführt wurde, jedoch nicht in Betrieb war – das heißt, es waren auch keine Fahrgäste in diesem Waggon”.

Kurier spricht von "Serie von Vorfällen auf Westbahnstrecke" - ÖBB dementiert

Der Zug fuhr nach dem Vorfall mit offener Tür zur nächsten Haltestelle (St. Pölten) weiter, wo die Fahrgäste schließlich in andere Züge umsteigen mussten. Die neue Westbahnstrecke musste nach dem Vorfall zwischen Wien-Meidling und St. Pölten vorübergehend gesperrt werden.

Weniger neu als die Strecke selbst sollen allerdings Zugprobleme auf dem Niederösterreich-Abschnitt der Westbahnstrecke sein: Denn wie der “Kurier” berichtet, soll es in dem Abschnitt bereits zu mehreren “schweren Vorfällen” gekommen sein. Die ÖBB wiesen diese Aussage auf Anfrage wiederum entschieden zurück. Seif sprach von einem “Einzelfall”, es bestehe “kein grundsätzliches Problem” auf der Strecke.

Haben Sie schon einmal Probleme bei einer Fahrt mit den ÖBB auf der Westbahnstrecke erlebt?

Wie es zu dem Zwischenfall kommen konnte, werde untersucht. Dazu sollen auch Videoaufnahmen von Bahnhöfen ausgewertet und Beschäftigte der Cateringfirma befragt werden.

Ein etwas mulmiges Gefühl bleibt vielen regelmäßig Zug fahrenden Menschen aktuell wohl nicht erspart – nicht zuletzt nach dem tragischen Zugunglück, das sich jüngst an der österreichischen Grenze im bayrischen Garmisch-Partenkirchen ereignete.