Das kommende Jahr 2022 werde zur harten Kollision mit der Realität, sagt der Polit-Experte Ralph Schöllhammer von der Webster Uni. Die Lektionen könnten sein: Der Strom kommt nicht aus der Steckdose, das Geld wird nicht vom Staat gemacht. Für die erste Erkenntnis könnte schwere Engpässe im Energiesektor sorgen, für die zweite die massiv wachsende Inflation. Doch das ist nichtdas einzige Problem.

Die Symbolpolitik europäischer Regierungen beglücke primär eine kleine Elite, während die substanziellen Probleme nicht gelöst werden. Umfragen in Österreich belegen einen beispiellosen Vertrauensverlust in die Politik, primär bei der unteren sozialen Schicht. Das sei nicht ungefährlich, unterstreicht der Politologe.

Wunsch nach System-Wandel wächst

Schöllhammer erinnert an Weimarer Verhältnisse in der Zwischenkriegszeit, als sich die Menschen nicht nur einen Wechsel der Politik, sondern auch des Systems wünschten. Auf diese Haltung treffe man mittlerweile sogar in den Medien, etwa wenn einige Journalisten in China ein möglicherweise besseres Modell für Europa sehen.

Mit weiterhin steigender Inflation rechnet Schöllhammer vor allem wegen der Preiserhöhungen in den Lieferketten und sich verdreifachenden Energiepreise. “Diese werden sich irgendwann auf den Konsumenten durchschlagen.”

Österreich darf nicht den Anschluss verlieren

Auch die jahrelangen Versprechen, die Klimapolitik würde uns keine Wohlstandseinbußen bescheren, weil der Staat alles regelt und sogar neue “green jobs” entstehen, könnten schon bald Lügen gestraft werden. Irritierend sei im Falle Österreichs, wie der Bundeskanzler einerseits darauf beharrt, dass Nord Stream 2 sichergestellt sei, Österreich aber gleichzeitig aggressiv Stimmung gegen Kernenergie in Brüssel macht. Europa müsse unabhängig von anderen Großmächten sein, und der Schlüssel dafür sei die Kernenergie. Und: “Österreich ist umgeben von Nuklearenergieproduktion.”

Darüber hinaus müsse Österreich aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren. “Für die jungen Schüler hat das Distance Learning überhaupt nicht geklappt.” Möglicherweise erwarte sie nun ein zusätzliches halbes Jahr im Distance Learning. “In einer Ökonomie, in der das intellektuelle Kapital das Wichtigste ist, ist das schlimm.” Absolventen in China und Korea dürfen jenen in Österreich nun überlegen sein.

Polit-Debatte verfehlt wichtige Themen

Doch in der öffentlichen Debatte laufe vieles falsch: Statt von einer Reform des Bildungssystem redet man lieber von der Wichtigkeit des Klimawandels im Schulunterricht. Der neue Bundeskanzler Karl Nehammer wird überhaupt nicht zur Außenpolitik befragt, bemerkt eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt. Jetzt sei auch eine gute Gelegenheit, wirtschaftliche Chancen für Österreich zu nutzen, da ja billige Lieferketten nach Asien nicht mehr allein gefragt sind, unterstreicht Schöllhammer. Doch auch darüber werde überhaupt nicht geredet. Und: “Auch Österreich wird den globalen Verwerfungen nicht entkommen.”

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