Die Zeiten nach Angela Merkel werden nicht leicht: “Deutschland steckt in einer wesentlich schwierigeren Situation, als man von außen sieht”, konstatiert Außenpolitik-Experte Ralph Schöllhammer von der Webster Privatuni im Gespräch mit eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt. Gegenwärtig wird eine Wahlbeteiligung von 70 Prozent erwartet. Elf Prozent dürfte darüber hinaus auf die AfD entfallen – und das sind primär Proteststimmen. “Somit sind 40 Prozent mit dem politischen Prozess nicht zufrieden”, sagt Schöllhammer. Das zeige sich auch im Auf und Ab der Meinungsumfragen: Mal ist Grün vorne, dann wieder Rot – für Schöllhammer ein Anzeichen einer großen Unentschlossenheit in der Bevölkerung

Ein großer Schaden sei für die Medienlandschaft durch den anfänglichen Hype rund um Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock entstanden. Als dann etwa der österreichische Plagiatsjäger Stefan Weber die vielen Fehler in Baerbocks Lebenslauf aufdeckte, musste man sich immerhin fragen: Hat da niemand recherchiert? Hat man die eigenen Wunschträume auf Frau Baerbock projiziert?

Nicht unterschätzen sollte man auch den Vertrauensverlust in Politik und Institutionen nach den offenkundigen Fehlern in der Corona-Krise: “Wenn einmal das Vertrauen in Politik und Institutionen erschüttert ist, dann ist es sehr schwer zurückzugewinnen”, unterstreicht der Politikwissenschaftler. Er sieht die Gefahr, dass Deutschland in Weimarer Verhältnisse abrückt. Das größte Glück der regierenden Parteien sei, dass sich die AfD durch das eigene Personal selbst unmöglich gemacht hat. Sobald diese Partei eine charismatische Persönlichkeit hätte, sehe die Lage schon ganz anders aus.

Nicht zu unterschätzen sei die FDP. Würde diese eine mehr national-liberale Richtung einschlagen, könnte ihr Potenzial durchaus bei mehr als 20 Prozent lilegen. “Es liegt ein großes Potenzial rechts der Mitte.”

Wie es nun mit Angela Merkels Karriere weitergehen wird, ist keineswegs sicher. Internationale Stimmen über seien zuletzt durchaus kritisch gewesen. Ob Wirtschafts- oder Flüchtlingskrise: Mit der Abgabe der Macht werden die Kritiker auf einmal lauter. Deshalb könnte Merkels Stern viel schneller sinken, als man zurzeit glaubt.

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