Der weißrussische Diktator Alexander Lukaschenko dürfte sich manches vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan abgeschaut haben, meint Politik-Experte Ralph Schöllhammer im “10 vor 8”-Interview mit eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt. Dabei nahm er Bezug auf den Ansturm von Migranten aus Weißrussland, der zurzeit die gesamte Europäische Union beschäftigt.

So wie Erdogan benutze Lukaschenko die Flüchtlinge als Druckmittel – und das funktioniert offensichtlich auch gut. Allerdings ist das Flüchtlingsdrama im Falle von Weißrussland eigentlich absurd: Die Flüchtlingsrouten verlaufen ja nicht über Weißrussland. Deshalb hat Lukaschenko eine Luftbrücke zwischen Minsk und Damaskus erreichtet, sagt der Politologe. Die EU tut sich hier offensichtlich schwer.

Was beide Staatschefs richtig erkannt haben dürften: Durch die EU verläuft eine Spaltung. “In Westeuropa ist die Einstellung anders als in Osteuropa.” Im Gegensatz zu Westeuropa stehe man in Osteuropa noch immer auf dem Standpunkt: Der Nationalstaat soll das Recht haben zu bestimmen, wer Zutritt hat. So treibt auch Lukaschenko den Keil weiter voran. Bemerkenswert seien die Reaktionen in vielen Medien: Nun sind Ungarn und Polen die Bösen. “Langsam kommen auch die baltischen Staaten dazu, die nun vor einer erhöhten Terrorgefahr warnen.”

Brisant sind die Aufnahmen von Bäumen, die von den Migranten gefällt werden, und von Brücken, die über Stachedrahtzäune gebaut werden. Solches hatte man bisher noch nicht gesehen. Schöllhammer kritisiert auch die beschönigende Perspektive auf Migration in Westeuropa: Die gehobene Mittelschicht bekomme in ihren Wohngegenden die Schattenseiten – darunter auch niedrigeres Schulniveau und mehr Kriminalität – nicht zu spüren. Daher tue sie sich leichter, hier einer offenen Flüchtlingspolitik das Wort zu reden.

Unentschlossen wirke Deutschland. Noch vor wenigen Monaten hieß es: “2015 darf sich nicht wiederholen.” Mittlerweile hält das der Polit-Experte durchaus für möglich. Fakt ist: Die Flüchtlinge wollen nicht in Polen bleiben, sie wollen weiter nach Deutschland.

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