Kürzlich erlebte die Welt einschneidende geopolitische Verschiebungen – doch wurden die in der weltweiten Berichterstattung de facto ignoriert, unterstreicht der Politologe Dr. Ralph Schöllhammer (Webster University) in “10 vor 8”. Er bezieht sich dabei auf das Treffen der beiden Staatschefs Wladimir Putin und Xi Jinping.

Erinnerungen an den Hitler-Stalin-Pakt werden wach

China verhielt sich – erstmals! – nicht neutral, sondern unterstützte offen die Ansprüche Russlands in der Ukraine, während umgekehrt Russland die Ansprüche Chinas in Taiwan unterstützt. “Das ist ein absoluter Wandel in den internationalen Beziehungen”, sagt der Polit-Experte im Gespräch mit eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt.

Schöllhammer scheute nicht einmal davor zurück, den Hitler-Stalin-Pakt – als analogen Vergleich – zu erwähnen. Neuerlich verstünden sich zwei autoritäre Regime als Gegenmodelle zu westlich-liberalen Welt.

Ohne geopolitisches Gewicht keine wirtschaftliche Macht

China hat globale Ambitionen, um auch die Weltordnung zu formen. China ist für Afrika mittlerweile der wichtigste Handelspartner – mit weitreichenden Folgen, angesichts der Ressourcen in Afrika, die etwa für die Chip-Produktion benötigt werden. “Das ist sehr beunruhigend für uns, weniger aus moralischer als auch wirtschaftlicher Sicht”, sagt Schöllhammer.

Man konnte bisher geopolitisch eine Nullnummer bleiben, aber wirtschaftlich eine Weltmacht. “Das wird nicht mehr funktionieren.” Wenn die Ressourcen aus Afrika nach China geliefert werden und nicht mehr nach Europa, dann werden halt die Europäer schrittweise ärmer werden.

"Kognitive Dissonanz in Brüssel"

Von kognitiver Dissonanz spricht der Politologe, wenn es um die EU-Politik spricht: Die Welt sei eben nicht so, wie man sich das in Brüssel vorstellt. “Europa gerät ins Hintertreffen: bei Innovation und Produktionskapazitäten, die sich in andere Erdteile verlagern.” 2022 könnte das erste Jahr werden, in dem die Konsequenzen davon spürbar werden für die menschen.

Europa ist zurzeit mehrfach von anderen Kontinenten abhängig: Bei der Energie von Russland, militärisch von den USA, und bei der Produktion von China. Auch der Energiewandel hin zu alternativen Energiequellen werde da nichts ändern, denn: Die Photovoltalik kommt zum Großteil aus China.

Chinas Militär wächst und modernisiert sich laufend

Bemerkenswert sind auch die Militärausgaben Chinas: nach Anzahl der Schiffe und U-Boote hat die Volksrepublik bereits die größte Marine und das größte stehende Heer, das sich laufend modernisiert – siehe Überschallrakete.

Bemerkenswert ist, wie sich Russland und China etwa bei Venezuela und Kolumbien einmischen: Venezuela wird aufgerüstet von Moskau und Peking. Die beiden Mächte wollten anscheinend möglichst viele, kleine Brandherde schaffen – und überall müssen die Amerikaner einspringen. Ihre Hoffnung: Dass es den USA irgendwann zu viel wird und sie sich zurückziehen, auch bei Einmärschen in der Ukraine und in Taiwan, denn die Vereinigten Staaten können nicht an allen Fronten gleichzeitig kämpfen.

Österreich sollte Position zu Atomkraft und Genfoschung überdenken

Österreich könnte Mut beweisen und seine Positionen zu Atomenergie und Genforschung überdenken: “Ohne diese Zukunftsindustrien wird es schwierig.” Wenn die Energiepreise auf die Hälfte sinken, dann wird der Strom für alle billiger, auch für Unternehmen, es werde auch einfacher, Unternehmen zu gründen.

Ähnliches gelte für die Genforschung, wo resistentere Karottensorten Kosten sparen könnten.

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