Die Angst vor einem Krieg mit Russland wächst. Polit-Experte Ralph Schöllhammer von der Webster Universität analysiert diesmal in “10 vor 8” ausführlich die brisante Situation, und zwar in politischer, wie auch militärischer Hinsicht. Vor allem angesichts droht eine verhängnisvolle Eigendynamik zu entstehen.

"Russland und China verstehen nur die harte Sprache der Macht"

Doch während die russischen Truppen bereits aufmarschieren, fällt Deutschland nur wenig ein. Im Gegensatz zum früheren Großmachtstreben Deutschlands vor 100 Jahren sei heute der “deutsche Minderwertigkeitskomplex ein Problem”, sagt der Politologe. Dabei müsste das Land als eine der führenden Stimmen in der EU eigentlich Stellung beziehen – anstatt nur 5000 Helme nach Kiew zu schicken, wie jetzt eben.

Europäischen Politikern müsse darüber hinaus klar werden: Mit Aktionismus wie im Jahr 2014, als sich europäische Politiker mit dem Hashtag “We stand with Ukraine” fotografieren ließen, ist es nicht getan. “Eine Hashtag-Diplomatie gibt es nicht.” Mächten wie Russland und China seien solche Symbol-Aktionen egal. “Die verstehen nur die harte Sprache der Macht.”

Österreich könnte jetzt seinen Widerstand gegen die Atomkraft auf EU-Ebene beenden

Österreich könnte nun seinen Widerstand gegen die Atomkraft innerhalb der EU aufgeben. “Die hohe Energie-Abhängigkeit von Russland ist mittlerweile ein sicherheitspolitisches Problem.” Die Energiewende stehe in Widerspruch zur sicherheitspolitischen Realität. 40 Prozent des Erdgases kommen von Russland. Es würde hier auch keine so starke wechselseitige Abhängigkeit bestehen, wie immer behauptet, denn Russland baut auch Pipelines nach China. Wenn US-Präsident Joe Biden nun um den Globus reist, um andere Staaten anzubetteln, die Abhängigkeit Europas von russischem Gas zu verringern, müsse man sich fragen: Warum tun das nicht die Europäer selbst?

Die Administration von US-Präsident Donald Trump hatte bereits angeregt, Europa möge mehr Häfen zur Abnahme von Flüssiggas bauen. “Das ist in Deutschland im bürokratischen Prozess hängen geblieben.” Auch das hat die Situation verschärft.