Schon bald nach Ausbruch der Corona-Pandemie warnten Ärzte und Politiker vor “Long Covid”. Dabei handelt es sich um Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion, bei der die Sauerstoffversorgung durch die Lunge langfristig eingeschränkt oder sehr schwierig ist. Betroffene leiden an Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Übelkeit. Auch psychische Folgen wie Depressionen treten häufig auf.

96 Prozent der Fälle waren bereits vor Covid in ärztlicher Behandlung

Nun wurde durch die Auswertung von Patientendaten durch das deutsche “Zentralinstitut der Kassenärztlichen Versorgung” (ZI) klar: So gut wie alle Betroffenen waren bereits vor ihrer Infektion erkrankt. ZI-Chef Dominik von Stillfried sagte gegenüber der “Bild”: “96 Prozent der Long-Covid-Fälle waren im Jahr zuvor bereits in ärztlicher Behandlung. Die Daten zeigen: Long-Covid-Patienten weisen häufiger als die Allgemeinbevölkerung Vorerkrankungen wie Atemwegserkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht und psychische Erkrankungen auf.”

Daten bestätigen Angstmache nicht

Er entkräftet die Legende der jungen Menschen, die seit der Coronainfektion aus dem Leben geworfen wurden: “Den Fall der jungen Frau, die noch nie etwas hatte und dann nach Infektion unter massiven Long-Covid-Komplikationen leidet, gibt es – aber eben nur sehr, sehr selten. Man muss dem Eindruck entgegentreten, dass jeder nach Covid mit Post-Covid und schweren Auswirkungen rechnen muss – das zeigen die Daten nicht”.

90 Prozent der Long-Covid-Patienten haben psychische Probleme

Besonders interessant sind auch die Erkenntnisse des Neurologie-Chefs der Essener Klinik, Professor Christoph Kleinschnitz: “Der größte Risikofaktor für Long-Covid sind psychische Faktoren”. Mehr als 500 Patienten seien in der Long-Covid-Ambulanz am Uniklinikum Essen behandelt worden. Bei 90 Prozent war kein organischer Grund für die Beschwerden messbar, so Kleinschnitz.