Am heutigen Freitag kam es zu einem veritablen Paukenschlag in der steirischen Innenpolitik, als der langjährige Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (70) überraschend seinen Rückzug aus der Politik mit Juli bekanntgab. “Es ist mein Ziel, eine geordnete Amtsübergabe vorzunehmen”, erklärte der steirische “Landesvater” – und diese Übergabe erfolgt an Kulturlandesrat Drexler.

Amtsübergabe für 4. oder 5. Juli geplant

Nach dem erweiterten Landesparteivorstand am Nachmittag präsentierte man den Fahrplan: Die Übergabe des LH-Sessels soll am 4. Juli oder 5. Juli bei einem Sonderlandtag stattfinden, sofern die Landtagsparteien dem zustimmen. Drexler ist allerdings ab sofort schon geschäftsführender Landesparteiobmann und soll beim Landesparteitag am 16. und 17. September auch offiziell zum Landesparteiobmann gewählt werden.

Schützenhöfer sagte am Nachmittag, er sei stolz auf so manches in seiner Politkarriere – auf seine Mindestlohnforderung 1984, die Gemeindestrukturreform, die Abschaffung des Proporzes im Land und die Verkleinerung des Landtags: “Ja, wir haben uns schon einiges getraut”, blickte er zurück. Der Landeshauptmann-Sessel sei der “politische Höhepunkt”. Doch seine Zeit war auch geprägt von schweren Stunden wie etwa die Amokfahrt in Graz oder die Ankunft der vielen Flüchtlinge 2015 und 2016. Schließlich brach die Corona-Pandemie aus: “Ich habe in den vergangenen beiden Jahren so viele Morddrohungen wie in den ganzen 50 Jahren davor nicht bekommen – hauptsächlich wegen des Impfens.” Doch man müsse auch bei Gegenwind Flagge zeigen. Er dankte LHStv. Anton Lang (SPÖ) und den Landtagsparteien für die gute Zusammenarbeit.

Drexler: Muss noch viel lernen, um die Größe meines Vorgängers zu erreichen"

Drexler sprach – sichtlich gerührt mit teils belegter Stimme – von “bewegenden Stunden” und dankte für das Vertrauen der Partei, die steirische ÖVP zu führen, aber auch an der Spitze der Steiermark zu stehen. “Es war ein großes Privileg, mit so einem Politiker 30 Jahre zusammenzuarbeiten. Ich durfte 30 Jahre lang lernen. Ich muss aber noch viel lernen, um die Größe des Vorgängers zu erreichen.”

In den kommende Wochen bis zur Übergabe will er viele Gespräche führen und danach den “steirischen Weg der Zusammenarbeit weiterführen”. Eine “kraftvolle Kontinuität” soll es sein. Er wolle man allen Parteien im Land ein “neues Miteinander” und “gemeinsame Schnittmengen” finden. “Ich habe viel Respekt vor dieser Aufgabe – aber es ist vor allem viel Freude auf die kommenden Jahre, die mich durchflutet.”

Würdigende Worte für Schützenhöfer aus der Spitzenpolitik

Von allen Seiten der Politik wie auch von unzähligen Organisationen und Einrichtungen gab es zum Abschied von Schützenhöfer überwiegend würdigende Worte. Bundespräsident Alexander Van der Bellen bedankte sich auf Twitter, Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nannte den scheidenden Landeshauptmann einen “mutigen Reformer”. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) würdigte Schützenhöfers Wirken “über Jahrzehnte mit ganzer Kraft und vollem Einsatz” für die Steiermark. Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl meinte: “Er wird uns fehlen.”