Nach dem “Corona-Bonus” für Angestellte aus dem Gesundheitswesen und im Lebensmittelhandel sollen nun auch die Direktorinnen und Direktoren aller Schulformen eine finanzielle “Belohnung” für ihren Arbeitseinsatz in den zwei Jahren Coronapandemie bekommen. Konkret soll es sich um einen Bonus von 500 Euro handeln, wie das Bildungsministerium am Mittwoch Meldungen der “Kleinen Zeitung” bestätigte. An AHS und BMHS, die in die Zuständigkeit von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) fallen, wird diese “Belohnung” auch an Administratoren ausbezahlt, schreibt dieser in einem Brief an die Schulleitungen.

3,2 Millionen Euro für 5.000 Direktoren, Schulleiter und Administratoren

Insgesamt sollen damit rund 5.000 Personen eine “finanzielle Anerkennung” für ihren “außergewöhnlichen Einsatz in dieser intensiven Zeit” bekommen, wie Polaschek betont. Auch die Standesvertretung habe sich für den Bonus eingesetzt. Dieser wird neben den Bundesschulen auch an die Leitungen der Pflichtschulen, die eigentlich in Länderkompetenz fallen, ausbezahlt. “Diese Fairness und Gleichbehandlung ist mir besonders wichtig”, so der Bildungsminister.  Für die Aktion werden rund 3,2 Mio. Euro aus dem laufenden Budget in die Hand genommen.

Kritik daran kam von den NEOS. Geldgeschenke könnten nicht darüber hinwegtäuschen, “dass sich Polaschek vor der Arbeit und den notwendigen strukturellen Reformen drückt”, so deren Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre.

Lehrer gehen leer aus

Auch die Tatsache, dass Polaschek zwar die “Fairness und Gleichbehandlung” als ihm “besonders wichtig” betont, für das in der Coronapandemie ebenfalls außerordentlich geforderte Lehrpersonal aber keinerlei Sonderzahlungen vorsieht, sorgt teils für große Empörung.

Schließlich lässt sich das Argument, dass Schulleiterinnen und Schulleiter seit Beginn der Pandemie deutlich mehr Aufwand durch die Corona-Sicherheitsmaßnahmen, das an den Schulen etablierte Testsystem und die coronabedingten Änderungen im Schulbetrieb hatten, auch auf den direkten Unterricht, welcher auf Homeschooling umgestellt werden musste, umwälzen.

Neue Regelungen wurden vielfach erst extrem kurzfristig verkündet, oft wurden Vorgaben auch innerhalb kurzer Zeit wieder verändert. Die Lehrervertretung hat zuletzt wiederholt davor gewarnt, dass die Schulen an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen würden. Ende vergangener Woche hat das Ministerium deshalb angekündigt, dass die Schulen durch den Wegfall bzw. die Verschiebung von Evaluationen, Erhebungen und Projekten entlastet werden sollen.

Appell: Bildungsminister Polaschek soll Schulleitungen entlasten und Job "attraktiver" machen

Am Mittwoch hat unterdessen eine Gruppe Bildungswissenschafterinnen, Schulleiter und Personen aus der Bildungsadministration, die bei einer wissenschaftlichen Tagung zum Thema Schulqualität zusammengefunden hat, einen Appell an Bildungsminister Polaschek veröffentlicht. Die Schulleitungen seien derzeit dermaßen mit administrativen Tätigkeiten wie dem Ausfüllen von Listen eingedeckt, dass ihnen für die Arbeit an der Verbesserung des Lehrens und Lernens an den Schulen “zu wenig und manchmal gar keine Zeit bleibt”, wird in dem Schreiben beklagt. Dazu komme der zu kleine Handlungsspielraum der Schulleitungen. Als Folge gebe es zu wenige oder gar keine Bewerbungen auf ausgeschriebene Schulleitungsposten.

Die Bildungswissenschafter und interviewten Praktikerinnen fordern in ihrem Schreiben eine Entlastung der Schulleitungen durch administratives Unterstützungspersonal, um mehr Zeit für ihre eigentlichen Führungsaufgaben zu haben, und die Einführung eines mittleren Managements. Außerdem müsse der Job attraktiver werden (etwa durch ein eigenes Dienstrecht), damit sich die besten Köpfe um die Schulleitung bewerben. Und es brauche mehr reale Autonomie und unbürokratischen Handlungsspielraum im Schulalltag, etwa Ausstiegsszenarien für Lehrer, die den Anforderungen nicht gerecht werden oder die Freude an ihrem Beruf verloren haben.