Anders Besseberg muss sich in seiner Heimat wegen schwerer Korruption vor Gericht verantworten. Der ehemalige Chef des Biathlon-Weltverbandes IBU wurde angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, Bestechungsgelder in Form von Uhren, Jagdreisen und Prostituiertendiensten angenommen zu haben. Das teilte die dortige Behörde für Wirtschafts- und Umweltkriminalität Ökokrim am Montag mit. Die mutmaßlichen Straftaten sollen sich  von 2009 bis 2018 ereignet haben. Für Besseberg gilt die Unschuldsvermutung.

Gegen Besseberg wird bereits seit 2017 ermittelt. Dieser hat in der Vergangenheit bereits die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Vertuschung russischer Dopingfälle bestritten.  Sein Anwalt Christian Hjort erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme an die norwegische Nachrichtenagentur NTB: “Besseberg bleibt dabei, dass er sich nie hat bestechen lassen oder versucht hat, die Anti-Doping-Arbeit der IBU zum Vorteil von jemandem zu beeinflussen.”

Norwegischen Ermittler arbeiten eng mit österreichischen Behörden zusammen

Die norwegischen Ermittler arbeiteten bei ihren langwierigen Erhebungen über die EU-Agentur Eurojust eng mit österreichischen Behörden zusammen, hieß es von Ökokrim. Im Frühling 2018 hatte am IBU-Sitz in Salzburg eine Razzia stattgefunden. Seither habe man bei der Befragung zahlreicher Zeugen und Beschaffung von Informationen auch mit zuständigen Stellen in Tschechien, Liechtenstein und Kanada zusammengearbeitet, hieß es weiters.

Ein unabhängiges und externes Untersuchungsgremium der IBU war in einem eigenen Verfahren bereits 2021 zu dem Schluss gekommen, dass Besseberg über Jahre “systematisch korruptes und unethisches Verhalten” an den Tag gelegt haben soll. Der langjährige Verbandschef habe bei praktisch allen seinen Handlungen, konsequent und ohne jeden Anstand russische Interessen bevorzugt und geschützt, so die Kommission damals in ihrem Abschlussbericht.

Interessen des russischen Verbandes geschützt

Die Vorwürfe wiegen schwer: Besseberg sowie eine mutmaßliche Mittäterin sollen über ein Jahrzehnt die Interessen des russischen Verbandes, insbesondere im Zusammenhang mit der Dopingbekämpfung geschützt haben. Der ehemalige IBU-Präsident konnte damals aus Gesundheitsgründen nicht befragt werden. Zudem hatte er jegliche Mitarbeit an der Aufklärung verweigert.

Die IBU wird seit Herbst 2018 vom Schweden Olle Dahlin geführt. Wie der Verband am Montag betonte, habe man in dem komplexen Fall stets eng mit allen Behörden zusammengearbeitet und biete auch weiterhin vollste Unterstützung an. Außerdem dauere das eigene Ermittlungsverfahren nach wie vor an.