Von "Geil-O-Mobil" bis Ibiza

Sebastian Kurz kommt 1986 in Wien auf die Welt, seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Techniker. Nachdem er die Volksschule und das Gymnasium besucht, geht er zum Militär und beginnt anschließend ein Jurastudium. Das bricht er ab – es zieht ihn in die Politik.

Und das schon früh sehr erfolgreich: Im Alter von 23 Jahren übernimmt Kurz den Vorsitz der Jungen Österreichischen Volkspartei, den er die nächsten acht Jahre behält.

2010 macht Sebastian Kurz mit einer Kampagne auf sich aufmerksam. Im „Geil-o-Mobil“, einem schwarzen SUV fährt er durch die Stadt, verteilt Kondome und wirbt für die ÖVP.

Das Motto der Kampagne: „Schwarz macht Geil“. Im Rückblick gesteht Kurz sich ein, dass die Kampagne schiefgelaufen sei. Trotzdem wird er ein Jahr später zum Staatssekretär für Integration, ein Amt, das es vor Kurz noch nicht gab. Er wird damit zum jüngsten Regierungsmitglied der zweiten Republik. Sein Auftrag: Er soll die ÖVP aus dem Umfragetief herausholen, die jungen Wähler locken.

Im Alter von 27 Jahren der nächste große Karriere-Schritt: Er wird Außenminister. Er hat zu der Zeit 1200 Diplomaten und Angestellte unter sich und vertritt achteinhalb Millionen Menschen im Ausland. Der Abschluss seines Jurastudiums rückt damit in weite Ferne, also streicht Kurz diesen Teil kurzerhand endgültig aus seinen Lebensläufen.

Sebastian Kurz bringt die Jugend ins Außenministerium. Er führt Sommerfeste und Grillabende ein, lädt Schulklassen ein und duzt seine Mitarbeiter. Bis 2017 bleibt Kurz Außenminister. In dieser Zeit setzt er sich maßgeblich dafür ein, die Westbalkanroute, auf der täglich etwa 15.000 Menschen nach Europa flohen, zu schließen.

Unabhängig von der Europäischen Union verhandelt der damalige Außenminister mit Serbien und Mazedonien und trägt so wesentlich zur Schließung der Route bei. Kurz darauf nominiert das Time-Magazine ihn als „Next Generation Leader“ und bezeichnet die Grenzschließung als größten politischen Erfolg von Kurz, erinnert sich das „Handelsblatt“. Im Mai 2017 wählt die ÖVP den jungen Politiker dann zum neuen Parteichef. Nur ein paar Monate später findet in Österreich die Nationalratswahl statt. Sebastian Kurz tritt als Spitzenkandidat für die ÖVP an. Mit 31,5 Prozent wird die Volkspartei stärkste Kraft. Am 18. Dezember 2017 ist es dann soweit: Kurz tritt das Amt des Bundeskanzlers an.

Dann kam Ibiza

Die Koalition hält nicht einmal zwei Jahre. Sie zerbricht an Ibiza. Mitte Mai veröffentlichten Spiegel und Süddeutsche Zeitung Ausschnitte aus einem Video, das Vizekanzler Strache in einer Villa auf Ibiza mit einer Frau zeigt, die sich als russische Oligarchin ausgibt. Sie sprechen über möglicherweise illegale Parteispenden und Korruptionspläne.

Nach der Veröffentlichung der Ibiza-Videos tritt Vizekanzler Strache zurück. Sebastian Kurz entlässt außerdem den FPÖ-Innenminister Herbert Kickl. Daraufhin kündigen die anderen FPÖ-Minister an, die Regierung ebenfalls zu verlassen. Die Regierung bricht auseinander.

Bundeskanzler Kurz besetzt daraufhin die Ministerposten mit Experten. Die Opposition im Parlament wirft ihm vor, nicht richtig gehandelt und die anderen Parteien außen vor gelassen zu haben. Es kommt zum Misstrauensvotum und schließlich zu Neuwahlen. Die aber gewinnt Sebastian Kurz mit seiner Partei. Und so wird er am 7. Januar 2020 erneut Bundeskanzler.

Ein letzter großer Erfolg auf der politischen Bühne

Einen Tag nach seinem 35. Geburtstag stellte sich Bundeskanzler Sebastian Kurz am 28. August seiner ersten Wiederwahl als Bundesparteiobmann. Beim Bundesparteitag seiner ÖVP gab es auch ein ordentliches Geschenk für ihn: Mit 99,4 Prozent wurde er als Bundesparteiobmann bestätigt. Er bekam 533 von 536 abgegebene Stimmen. “Ich nehme die Wahl und möchte mich wirklich für diesen starken Rückhalt bedanken. Das gibt mir sehr viel Kraft”, sagte Kurz nach der Ergebnisverkündung.

Die Chat-Affäre

Dann ging alles schnell. Es fanden gleich mehrere Razzien im Umfeld der ÖVP statt. Neben der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse war auch das Kanzleramt betroffen, wie eine ÖVP-Sprecherin bestätigte. Konkret knöpften sich die Ermittler die Arbeitsplätze von Kanzlersprecher Johannes Frischmann, Medienbeauftragtem Gerald Fleischmann und Berater Stefan Steiner, dessen Platz sich in der Lichtenfelsgasse befindet, vor.

Der Anfang vom Ende der Ära Kurz. In den Stunden danach wurden immer mehr Chats zwischen Kurz und Thomas Schmid in der Öffentlichkeit bekannt. Der Druck auf Kurz steigt – die grünen Koalitionspartner stellen Kurz infrage, halten ihn für nicht mehr tragbar. Die WKStA ermittelt.

Der Rücktritt als Kanzler

Am Samstag dem 9. Oktober um 19:40 Uhr gibt Sebastian Kurz im Bundeskanzleramt seinen Rücktritt als Bundeskanzler bekannt. “Ich bin auch nur ein Mensch”. Doch er wolle weiterkämpfen, verspricht er den Österreichern und seiner Partei. Wenige Tage später gibt er sein Comeback im Parlament. Als Abgeordneter und Klubchef der ÖVP, will er die Geschicke der Türkisen weiter führen.

Neue Prioritäten?

Am 2. Dezember 2021 ging Sebastian Kurz diese politische Kraft offenbar aus. Wenige Tage zuvor erblickte Konstantin das Licht der Welt. Das erste gemeinsame Kind mit Freundin Susanne Thier.