Die “sozialen Netzwerkplattformen” nehmen eine zentrale Rolle im 184 Seiten umfassenden Bericht ein. Alleine im Jahr 2021 haben sich 1883 Personen an die Bundesstelle für Sektenfragen gewandt. Diese bietet Betroffenen ein umfangreiches Beratungs- und Hilfsangebot. Generell sind die Mitarbeiter mit einem breiten Spektrum an Themen und Bereichen konfrontiert, das von Weltanschauungsfragen, Esoterik, Okkultismus, Satanismus, Wunderheilungen, fundamentalistischen Strömungen, Angeboten zur Lebenshilfe bis hin zu religiösem Extremismus reicht. Im letzten Jahr standen aber erneut oft Anfragen im Zusammenhang mit der Coronakrise im Fokus der Beratungen.

Promis wie Naidoo wirken als Multiplikatoren

In einem eigenen Kapitel mit dem Titel “Im Netz der Mythen” wird das Geschehen rund um die sogenannten Maßnahmenkritiker im Jahr 2021 dargestellt. Die wesentlichen Mythen, die von den Aktivisten bedient werden sind die Spaltung der Gesellschaft, Diskriminierung von Maßnahmengegnern und Ungeimpften, “The Great Reset” und dem Weltbild der “Globalisten”, welche die Menschheit mittels “Transhumanismus” umwandeln möchten.

Neben Demonstrationen im öffentlichen Raum spielten vor allem Aktivitäten im Internet eine große Rolle. Sogenannte “alternative Medien” erhoben einen Anspruch auf “Wahrheit”, den die als “System-” oder “Mainstreammedien” bezeichneten etablierten und herkömmlichen Medien angeblich nicht leisten können. Als “Multiplikatoren” spielten dabei Prominente eine Rolle. Bekannte Schauspieler, Künstler und Politiker greifen einzelne Verschwörungstheorien auf, verbreiten diese dank ihrer großen Reichweite weiter und legitimieren sie auf diese Weise. Beispiele für derartige Mechanismen der Verbreitung von Verschwörungstheorien durch Prominente während der COVID-19-Pandemie waren etwa der bekannte Koch Attila Hildmann oder der deutsche Sänger Xavier Naidoo, der durch besonders krude Theorien auffiel.

"Die Spritze war nur der Anfang": Selbst vor einem "Krieg gegen die Menschen" mittels Transhumanismus warnen "Sekten-Gurus" der Verschwörer-Szene

Radikalisierung und "Blasen-Bildung"

Die grüne Abgeordnete Barbara Neßler erkundigte sich nach der Entwicklung der staatsfeindlichen Tendenzen sowie der von manchen Milieus ausgehenden möglichen Gewaltbereitschaft. Generell sei die Sprache gewalttätiger geworden, teilte sie Barbara Neßler (Grüne) mit, ein Gewaltpotenzial sei sicherlich vorhanden. Erst letzte Woche habe die Bundesstelle wieder Todesdrohungen erhalten. Typisch seien auch eine “Verzahnung” einzelner Gruppen und Kanäle durch gegenseitige Verweise, eine starke internationale Vernetzung, eine Radikalisierungstendenz sowie eine “Blasen-Bildung”, da sich der Austausch nur mehr auf Gleichgesinnte beschränkt. Dass derartige Phänomene hinsichtlich des Gewaltpotenzials sehr ernst genommen werden müssen, zeigten Medienberichte, wonach Mitglieder einer Telegram-Gruppe Krankenhäuser in oberösterreichischen Städten “infiltrieren” wollten. Und so sieht die Sektenstelle die Politik gefordert, gegen verschwörungstheoretische Inhalte vorzugehen. Den Tätigkeitsbericht der Sektenstelle finden Sie HIER.

Geimpfte sorgen für Zombie-Apocalypse – mit dieser Aussage fiel Sänger Xavier Naidoo auf - später räumte er selbst ein, von den Verschwörern "verblendet" worden zu sein
Wollte über das Gewaltpotential Bescheid wissen: Die grüne Abgeordnete Barbara Neßler