Hunderte von Abgeordneten versammelten sich in der Westminster Hall, um die Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu hören. Bei seiner Ankunft empfingen sie ihm mit lang anhaltendem Applaus.

Großer Dank an London und Ex-Premier Boris Johnson

„London stand an der Seite Kiews vom ersten Tag an“, sagte der ukrainische Präsident vor einer gemeinsamen Sitzung des britischen Parlaments. Er fügte hinzu, das Land habe alle Verbündeten vereint, als dies absolut unmöglich erschien. Explizit bedankte er sich dabei auch bei Ex-Premier Boris Johnson, der mehrfach in die Ukraine gereist und zu einem engen Partner Selenskyjs geworden war.

Der ukrainische Präsident lobte bei seinem ersten Besuch in London seit der Invasion Großbritannien als „eines der ersten“ Länder, das die Ukraine nach der russischen Invasion unterstützt hat.APA/AFP/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/HANDOUT

Es ist Selenskyjs erster Besuch im Vereinigten Königreich seit Russlands Invasion und seine zweite Auslandsreise seit Beginn des Krieges. „Die Freiheit wird siegen – wir wissen, dass Russland verlieren wird”, sagt er. Wie erwartet bat der ukrainische Präsident um noch mehr Unterstützung aus dem Westen, konkret um Kampfjets. Dabei präsentierte er den Helm eines seiner erfolgreichsten Piloten mit der Botschaft: „Wir haben Freiheit, gebt uns Flügel, um sie zu schützen“.

Der Sprecher des Unterhauses, Sir Lindsay Hoyle (l.), hält den Helm eines der erfolgreichsten ukrainischen Piloten mit der Aufschrift „Wir haben die Freiheit, gebt uns Flügel, um sie zu schützen“.APA/AFP/POOL/Stefan Rousseau

London hat 10.000 ukrainische Soldaten ausgebildet

Ebenso dankte Selelnskyj dem britischen Premier Rishi Sunak für die Bereitstellung von Panzern. Ebenso erwähnte er auch Boris Johnson, der zu Beginn der Invasion Premierminister war.

Premierminister Rishi Sunak (r.), empfängt Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) auf dem Londoner Flughafen Stansted.APA/AFP/UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/HANDOUT

Rishi Sunak hatte gegenüber den Abgeordneten zuvor erklärt: Seine Regierung wolle, dass die Ukraine in diesem Jahr einen „entscheidenden militärischen Sieg“ erringt. Ebenso war bekannt geworden, dass das Vereinigte Königreich nun mit der Ausbildung ukrainischer Kampfjetpiloten und Marinesoldaten beginnen wird. Anlässlich Selenskyjs Besuch kündigte London darüber hinaus an, sein Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten zu erweitern. In den vergangenen sechs Monaten haben rund 10.000 Ukrainer militärische Trainings in Großbritannien durchlaufen, im laufenden Jahr sollen weitere 20.000 hinzukommen. Premier Sunak zufolge sollen künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet werden.

Besuch in Paris und Brüssel ebenfalls geplant

Die Reise war zuvor streng geheim gehalten und erst Mittwochfrüh öffentlich gemacht worden. „Präsident Selenskyjs Besuch ist ein Zeugnis für den Mut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist seines Landes und Zeugnis der unerschütterlichen Freundschaft unserer beiden Länder“, sagte der britische Premier Sunak. Die erste und bislang einzige öffentlich bekannte Auslandsreise Selenskyjs nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatte den Präsidenten kurz vor Weihnachten nach Washington geführt.

Im Publikum saß auch Ex-Premier Boris Johnson (M.) um Selenskyjs Rede zu hören.APA/AFP/POOL/Stefan Rousseau

Am Programm stand laut Downing Street außerdem ein Besuch bei ukrainischen Soldaten, die von der britischen Armee ausgebildet werden. Laut Buckingham-Palast ist auch eine Audienz bei König Charles III. geplant. Nach seinem Besuch in Großbritannien wird Selenskyj am Abend nach Paris weiterreisen.

Am Donnerstag wird Selenskyj dann in Brüssel erwartet. Bereits am Montag hatte es aus dem Europäischen Parlament geheißen, dass es die “Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten” gebe. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Selenskyj sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend.