Erst vor wenigen Tagen ließ das IOC mit einem möglichen Comeback russischer Sportler aufhorchen. So dürfen Athleten aus Russland und Weißrussland weiterhin auf eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Paris hoffen. Allerdings werden die Sportler dieser Länder als “neutrale Athleten” an den Start gehen. Dazu gab es Beratungen mit Verbänden und Athletenvertretern. Eine “große Mehrheit” hat sich demnach für eine Rückkehr russischer und weißrussischer Sportler ausgesprochen. Man möchte einen Weg für die Beteiligung der Sportler beider Länder “unter strengen Bedingungen” prüfen.

Im Zentrum steht dabei das Angebot des asiatischen Dachverbands, russische und belarussische Athleten in seinen Wettbewerben starten zu lassen. Dies könnte auch Olympia-Qualifikationswettkämpfe umfassen. Doch sie müssten die IOC-Charta respektieren und dürfen den Krieg in der Ukraine nicht aktiv unterstützen.

Nun hat sich Wolodymyr Selenskyj zu Wort gemeldet. Er kritisierte den Vorstoß des IOC in einer Videobotschaft auf Twitter: “Ich lade Herrn Bach (IOC-Präsident, Anmerkung) nach Bachmut ein, dort kann er mit eigenen Augen sehen, dass Neutralität nicht existiert,” meinte der ukrainische Präsident. “Es ist offensichtlich, dass jedes neutrale Banner russischer Athleten mit Blut befleckt ist,” sagte Selenskyj. Selenskyj betonte darüber hinaus, dass es nicht möglich sei, von der “Haltung des IOC-Präsidenten” nicht enttäuscht zu sein. Mehrfach habe es Gespräche zwischen Selenskyj und Bach gegeben. Dabei habe das ukrainische Staatsoberhaupt nie erkennen können, “wie er den Sport vor Kriegspropaganda schützen will, wenn er russische Athleten zu internationalen Wettkämpfen zulässt.”

Der ukrainische Sportminister drohte bereits am Donnerstag mit einem Boykott der Ukraine bei den Olympischen Spielen in Paris an. Doch das wäre laut Bach “nicht in Einklang mit unserer Mission.” Dazu betonte der IOC-Präsident: “Wir kennen die Auffassung der Ukraine, die Russland nicht nur als Staat isolieren will, sondern die totale Isolierung aller Russen verfolgt.”