2015 war es nur eine Filmrolle. 2019 wurde daraus Realität: Wolodymyr Selenskyj wurde Präsident der Ukraine. In der Serie “Diener des Volkes” spielte der nunmehrige Staatschef einen Gymnasiallehrer, der aufgrund eines Wutvideos überraschend zum Präsidenten seines Heimatlandes gewählt wurde.

Die erste Staffel mit 23 Folgen ist derzeit bei Arte zu sehen

Lustig und selbstironisch werden in 51 Folgen – aufgeteilt in drei Staffeln – seine Versuche gezeigt, das politische System der Ukraine gegenüber Oligarchen, korrupten Beamten und Vetternwirtschaft umzugestalten. Der große Erfolg von “Sluha narodu”, so der ukrainische Name, übertrug sich auf die gleichnamige, bald danach gegründete Partei und führte den politischen Seiteneinsteiger Selenksyi zu einem grandiosen Wahlsieg mit 73,22 Prozent.

Da die Satire vom Fernsehsender 1+1 produzierte, deren Mehrheitseigner der Oligarch Ihor Kolomojskyi ist, warf man Selenskyi vor, nur ein Strohmann zu sein. Auch seine Kandidatur wurde angeblich massiv von Kolomojskyj gefördert. Anderseits versuchte der Präsident seit seinem Amtsantritt mehrfach, die Macht der Oligarchen zu beschneiden.

Blaupause zum Erfolg?

Selenskij betont, niemand könne über ihn bestimmen, und gerne glaubt man ihm, mit dem Präsidenten Holoborodko aus der Serie dient zu sein. Die erste Staffel ist nun in der Mediathek von “Arte” zu sehen.

"Wir gehören zu Europa"

Geschichtslehrer Wassyl Holoborodko lebt nach der Scheidung von seiner Frau bei seinen Eltern und seiner Nicht, die ihn alle nicht ganz ernst nehmen. Die Probleme in seiner Familie wirken dabei wie beispielhaft für das ganze Land: Anarchisch, etwas altmodisch, und doch liebenswert. Der aktuelle Konflikt mit Russland scheint noch fern, bis auf die Schlussszene der ersten Staffel, wo ihm Iwan der Schreckliche im Traum erscheint und zuruft “Bleibt tapfer, Blutsbrüder, bald schon befreien wir euch”. Und Holoborodko/ Selenskyj antwortet: “Nein danke, wir müssen nicht befreit werden. Wir gehören zu Europa. Sie gehen einen Weg, wir gehen einen anderen. Wir gehen getrennte Wege und treffen uns in 300 Jahren wieder. “