Noch vor wenigen Tagen hat Wolodymyr Selenskyj bei einer seiner täglichen Videobotschaften. davon gesprochen, dass er nun “den Sieg spüren” könne: Immerhin ist den ukrainischen Streitkräften die Rückeroberung der 200.000-Einwohner-Stadt Kherson gelungen, dazu wurde die russische Armee aus Dutzenden weiteren Ortschaften vertrieben.

Die Antwort folgte sofort: Am Dienstag befahl Moskau den bisher größten Angriff mit Marschflugkörpern und Kamikaze-Drohnen auf die Ukraine, in der Folge kam es zu weitflächigen Blackouts, die halbe Nation war ohne Strom.

Jetzt korrigiert auch ein bekannter General den von Selenskyj und auch iEU-Spitzen verbreiteten Optimismus – Mark Milley, der Stabschef des US-Präsidenten, meinte: „Die Wahrscheinlichkeit eines ukrainischen militärischen Sieges – definiert als der Rauswurf der Russen aus der gesamten Ukraine, einschließlich der von ihnen beanspruchten Krim – ist militärisch gesehen nicht sehr hoch.“ Allerdings könne es sehr wohl jetzt eine politische Lösung geben: “Russland liegt im Moment auf dem Rücken.“

US-General Mark Milley

Selenskyj gibt weiter Russland die Schuld am Raketeneinschlag in Polen

Ob diese Botschaft mit der militärischen Realität auch in Kiew wahrgenommen wurde, ist noch unklar. Jedenfalls beharrt Wolodymyr Selenskyj weiter auf der Version, dass die S-300-Raketen, die in Polen eingeschlagen sind, doch keine ukrainischen waren.

Der ukrainische Präsident meinte tatsächlich: „Kann man Fakten oder irgendwelche Beweise von den Partnern erhalten?“, fragte Selenskyj am Mittwoch vor Journalisten in einem im Fernsehen ausgestrahlten Interview. Der Staatschef forderte den Einsatz einer gemeinsamen Untersuchungskommission und Zugang zu den vorhandenen Daten. Westliche Staaten gehen derzeit davon aus, dass eine Rakete der ukrainischen Luftabwehr hinter der Explosion steckte. „Ich denke, dass es eine russische Rakete war – gemäß dem Vertrauen, das ich zu den Berichten der Militärs habe“, meinte der ukrainische Präsident.

Sowohl die Regierung in Polen als auch NATO-Spitzen und die US-Regierung stellten bereits eindeutig klar, dass es sich bei den in Polen detonierten Raketen um S-300-Luftabwehrraketen handelt, die eine Maximalreichweite von 200 Kilometer haben. Der zerstörte Bauernhof, in dem zwei Menschen starben, liegt direkt an der Grenze zur Ukraine – aber 598 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.

Will Optimismus versprühen: Wolodymyr Selenskyj.

Kritik an Selenskyj auch aus Ungarn

Kritik an der schnellen Schuldzuweisung an Russland durch den Präsidenten der Ukraine kommt jetzt auch aus Ungarn – Selenskyjs Äußerungen seien unverantwortlich.

“In einer solchen Situation äußern sich weltweit führende Politiker verantwortungsbewusst”, sagte Gergely Gulyas, Stabschef des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. “Der ukrainische Präsident hat sich geirrt, als er sofort die Russen beschuldigte. Das ist ein schlechtes Vorbild.”