“Es ist eine äußerst seltsame Situation: Kann ein NATO-Land zugleich auf Seiten Russlands und gegen die NATO sein?”, zitierte das ukrainische Nachrichtenportal Jewropejskaja Prawda Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj. Es war ein Seitenhieb auf Viktor Orban und Ungarn.

Nach Ansicht Selenskyjs könne ein NATO-Verbündeter nicht auf Seiten eines Landes stehen, also Russland, das die NATO als Feind betrachtet. “Ich denke, dass dies ein unangemessenes Verhalten ist”, sagte er. Denn: “Verbündeter ist nicht nur ein Wort, es ist ein Inhalt.”

Und Selenskyj weiter: “Wenn alle Mitglieder eines Bündnisses sagen, dass wir Russland in die Schranken weisen müssen, dann kann ein Staat nicht ausscheren und behaupten, Russland sei sein Verbündeter.” Laut dem ukrainischen Präsidenten ist das eigentlich unmöglich. In seinen Augen bedeute das, dass dieses Land praktisch “kein Verbündeter der NATO” sei.

Ein solches Land, so Selenskyj, soll es unterlassen, der Ukraine Ratschläge zu erteilen, ob sie der NATO beitreten soll oder nicht. Ungarn hat sich wiederholt gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarländern ist seit Beginn des Krieges angespannt, hat doch die Regierung von Viktor Orban die EU-Sanktionen gegen Russland mehrfach scharf verurteilt.

Peter Szijjarto (li.) an der Seite Viktor Orbans

Ungarns Außenminister spöttelt über Selenskyjs Worte

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto ließ die Sticheleien Selenskyjs gegen sein Land nicht lange auf sich sitzen. Er konterte auf Facebook mit hämischen Worten:

“Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält das Verhalten Ungarns als NATO-Mitglied für unangemessen. Nun ja:

* Zum Glück hat er das nicht zu entscheiden.

* Das ungarische Volk hat bereits einen extrem hohen Preis für diesen Krieg bezahlt.

* Viele Ungarn – Angehörige der ungarischen Gemeinschaft in der Karpato-Ukraine – sind in diesem Krieg bereits gefallen.

* Wenn diese Aussage bedeutet: ‘Ich danke den Ungarn voller Respekt dafür, dass sie mehr als eine Million Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und versorgt haben und immer neue Hilfslieferungen zu uns schicken’, dann sagen wir: ‘Gerne, und Sie können auch in Zukunft auf uns zählen.’