Von Anfang an hat die russische Regierung den Krieg gegen die Ukraine damit gerechtfertigt, dass das Land „entnazifiziert“ werden müsse. So wird von Moskau unaufhörlich behauptet, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen SS-Totenkopf als Ärmelaufnäher trage.

Das stimme nicht, sagt der namhafte Professor für die Geschichte Osteuropas, Jörg Baberowski, gegenüber der deutschen Zeitung Welt. „Selenskyj trägt definitiv nicht das Symbol der Totenkopfverbände der SS, das ganz anders aussah und an der Mütze befestigt war. Es ist vielmehr das Symbol einer ukrainischen Brigade.“ Konkret ist es die 72. Brigade, einer mit Schützenpanzern ausgerüstete Einheit der ukrainischen Armee.

Das SS-Symbol auf Heinrich Himmlers MützeQuelle: pa/AP Photo/A

Viele Beispiele für die militärische Verwendung von Totenschädeln

Totenkopfsymbole habe es im Militär immer schon gegeben, erklärt Baberowski. Als Beispiele nennt der Historiker das preußische Militär oder ukrainische Einheiten während des russischen Bürgerkriegs. Die Totenkopfverbände der SS hätten diese Art von Zeichen aber berühmt gemacht.

Wie ein anderer Historiker, Gerhard Bauer, erklärt, gibt es unzählige Beispiele für die militärische Verwendung von Totenschädeln. Diese seien „spätestens seit dem 17. Jahrhundert“ als militärische Symbole, die für „Todesverachtung und Furchtlosigkeit“ stehen, gebräuchlich.

Wenn auch der Totenkopf auf Selenskyjs Uniform kein SS-Symbol ist - unter den Soldaten und ausländischen Söldnern, die für die Ukraine kämpfen, gibt es viele, die ihre Verehrung für den Nazismus offen und hautnah zur Schau stellen