Die Ukraine hat im Kampf gegen Russland bisher üppige Waffenlieferungen aus Bulgarien erhalten, das sowohl Mitglied der EU als auch der NATO ist. Deshalb sind die Beziehungen Kiews zu Sofia von großer Bedeutung. Vor diesem Hintergrund stößt es vielen Ukrainern jetzt sauer auf, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Frau, Olesja Ilaschtschuk, zur Botschafterin in Bulgarien ernannt hat, die in Sachen Diplomatie keinerlei Erfahrungen hat.

Mehr noch, Ilaschtschuk war Sexualberaterin, Hypnotiseurin und Schmuckverkäuferin. Als solche hatte sie sich in Youtube-Videos und auf ihrem Facebook-Profil auch angepriesen. Die Seite wurde kurz nach ihrer Ernennung zur Botschafterin aber prompt gelöscht.

Der frühere ukrainische Botschafter in den USA und in Frankreich, Oleh Schamschur, kritisierte gegenüber Radio Free Europe die mangelnde Professionalität der künftigen Botschafterin, die bisher im Büro von Andri Jermak gearbeitet habe. Jermak ist Leiter des Präsidialamtes und gilt als einer der einflussreichsten Berater von Selenskyj. Der Diplomat Schamschur sagte, er gehe „fest davon aus, dass das Hauptkriterium für diese Kandidatur persönliche Bekanntschaft, persönliche Nähe und natürlich Loyalität ist“.

Publizist: Schicken wir gleich einen Walfänger als Botschafter nach China

In einem Bericht des ukrainischen Dienstes der BBC hieß es, die Personalie sei skandalös. Die Ukraine sei von bulgarischen Waffen abhängig und schicke ausgerechnet eine Sexologin als Botschafterin nach Sofia, protestierte die Journalistin Tetjana Nikolaenko. „So etwas macht mich fertig.“ Andere Kritiker sprachen von einem „strategischen Fehlschlag“ Selenskyjs, der sich nur mit loyalen Dienern umgebe. Wenn eine Sexologin nach Bulgarien geschickt werde, dann könnte Kiew bald einen Walfänger als Botschafter nach China entsenden, meinte ein Publizist zynisch.

Das ukrainische Außenministerium nahm Olesja Ilaschtschuk in Schutz. Sie habe internationale Beziehungen in Czernowitz (ukrainisch: Tscherniwzi) studiert, und als ausgebildete Übersetzerin spreche sie fließend Englisch, hieß es in einer Pressemitteilung. Außerdem habe die bulgarische Seite keine Vorbehalte gegen ihre Ernennung angemeldet. Auch Ilaschtschuk mischte sich in die Polemik ein. Sie sprach von „Unsinn und Lügen“, die im Internet kursierten, um ihren Ruf und ihre Arbeit zu diskreditieren.