Dass Großbritannien jetzt hochgiftige panzerbrechende Uranmunition an die Ukraine liefern will, ist mehr als bedenklich. Im Westen scheint sich darum aber niemand zu scheren.

Und das, obwohl sich der Westen der exzessiven Anwendung von Geschossen mit abgereichertem Uran schon zweimal schuldig gemacht hat: im Zuge der Irak-Invasion 2003 und während der Luftoperationen der NATO gegen serbische Verbände in Bosnien 1995 und im Kosovo-Krieg-Krieg 1999.

Strahlenexperten untersuchen im Irak PanzerwracksSWR

Mit Blick auf die militärische Intervention der NATO im ehemaligen Jugoslawien wurde Anfang der Nullerjahre das sogenannte Balkan-Syndrom zum geflügelten Wort. Denn: Der Einsatz uranhaltiger Geschosse ging insbesondere mit Krebserkrankungen bei Soldaten der NATO einher.

So beklagte die italienische Armee damals den Leukämie-Tod von mindestens sechs ihrer Soldaten, die im Kosovo und in Bosnien im Einsatz gewesen waren. Weitere 13 Soldaten seien ebenfalls an Krebs erkrankt oder gestorben, hieß es damals – allein aus Italien.

Krankes Kind im IrakQuelle: SWR

Gehirntumore, Knochenkrebs, körperliche Missbildungen, vor allem aber Leukämie

Um die Wüstenstadt Basra, im Süden des Irak gelegen, hatten die Kämpfe im Frühjahr 2003 getobt. Die damalige “Koalition der Willigen” (43 Staaten) hatte zwischen ein- und zweitausend Tonnen(!) uranhaltige, panzerbrechende Munition gegen das Militär von Saddam Hussein eingesetzt.

Um die Stadt Basra, im Süden des Irak gelegen, betrug die Strahlenbelastung später das Zwanzigfache des Normalwertes. Vor allem Kinder, die auf irakischen Panzerwracks spielten, erkrankten schwer.

Die Zahl der Krebsfälle stieg in den Jahren nach 2003 drastisch an. Gehirntumore, Knochenkrebs, körperliche Missbildungen, vor allem aber Leukämie waren die Folge. Tausende Kinder und Erwachsene mussten an den tödlichen Krankheiten sterben.

Die irakische Onkologin Dr. Jenan Ghalib Hassan erklärte im Jahr 2014: „Vor 1990 hatten wir etwa 15 neue Leukämiefälle pro Jahr. Diese Zahl ist seit dem Krieg 2003 auf bis zu 200 neue Fälle pro Jahr gestiegen.”