Walerij Fedorowytsch Saluschnyj (49) ist Selenskyjs oberster General und seit 2021 Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine. Nun suchte er – laut Medienberichten – das Gespräch mit Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61). Das Telefonat soll am Freitag stattgefunden haben. Zuvor hat Saluschnyj einen Vertreter ins Hauptquartier der Wagner-Gruppe geschickt, um Prigoschin ein Gespräch anzubieten. Der berüchtigte Chef der Privatarmee Wagner stimmte zu. Also kam es zum Telefonat, das allerdings – wenig überraschend – nicht sehr freundlich verlaufen sein soll.

Saluschnyj findet: Die Wagner-Gruppe soll Bakhmut für immer verlassen

Walerij Saluschnyj schlug Jewgeni Prigoschin vor, die umkämpfte Stadt Bakhmut „für immer“ zu verlassen. Was der Wagner-Boss darauf geantwortet hat, das will er nicht preisgeben. Er verrät nur so viel: „Ich habe eine spezifische und klare Antwort gegeben, verbunden mit dem Vorschlag, zu ihm zu gehen.“ Was Saluschnyj als nächstes gesagt hat, soll wenig höflich gewesen sein. „Ich weiß nicht, was meinen Gegner so genervt hat, aber im weiteren Dialog hat er unangemessen kommuniziert“, erzählt Progoschin.

Prigoschin ist an der Front bei seinen Kämpfern. Darauf legt er wert, wie er in einem Interview betont.

Selenskyj lässt Truppen weiterhin in Bakhmut kämpfen trotz hoher Verluste

Mittlerweile werden die ukrainischen Soldaten zunehmend an den Rand gedrängt. Die Wagner-Gruppe hat angeblich bereits ihre Fahne im Zentrum der Stadt aufgestellt. Dass ukrainische Truppen in Bakhmut geblieben sind und die Stellung bis heute halten, obwohl nach Ansicht von Militärbeobachtern der Kampf dort schon seit Jahresbeginn eigentlich aussichtslos ist, hat für allgemeine Verwunderung gesorgt. Seit Monaten fordern viele westliche Militärstrategen Kiew auf, die verbliebenen Truppen aus der umkämpften Stadt Bakhmut abzuziehen. Die Ukraine verliere dort unnötig viele Männer, heißt es, das sei kontraproduktiv, vor allem in einem Abnützungskrieg, in dem Waffen, Munition und vor allem Kämpfer zurzeit immer knapper werden.

Bakhmut wurde zum Grab für unzählige Soldaten.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich stets dagegen gewehrt, offiziell, weil das strategisch weitreichende Folgen hätte und Russland ungehindert über einen große Region weiter vorrücken könnte. Einige Militäranalysten widersprechen. Bis zu nächsten Stadt ist es nicht weit und dort werden die nächsten zermürbenden Kämpfe beginnen, die wohl mehrere Monate andauern werden.

Selenskyj (l.) hofft weiterhin auf mehr militärische Unterstützung aus dem Westen. Im Bild mit dem britischen Premier Rishi Sunak (r.)APA/AFP/POOL/Andrew Matthews

In Wahrheit soll der ukrainische Präsident etwas anderes fürchten, wie verschiedene Quellen berichten: Ein Abzug aus Bakmut – das zum Symbol des heroischen ukrainischen Widerstands wurde – könnte eine fatale Signalwirkung für den Westen haben, meint er. Europa und die Vereinigten Staaten würden dann zunehmend daran zweifeln, dass die Ukraine diesen Krieg wirklich gewinnen kann und daher noch zögerlicher mit weiterer militärischer Hilfe werden.

Ausländische Söldner in Bakhmut gefallen

Eines ist sicher: Schon längst kämpfen ausländische Kämpfer an der Seite der Ukraine auf dem Schlachtfeld. In Bakhmut wurde am Freitag Mikhail Mazanashvili, ein georgischer Freiwilliger und Mitglied der georgischen Partisaneneinheit, getötet. Zwei weitere georgische Freiwillige wurden verwundet, berichteten ukrainische Quellen.