Am Dienstag will die ukrainische Fußball-Liga wieder den Betrieb aufnehmen. Damit soll zumindest wieder ein Stück Normalität einkehren. “Das wird tatsächlich einzigartig. Es wird während des Krieges gespielt, während militärischer Aggressionen, während Bombenanschlägen,” meinte der Präsident des ukrainischen Fußballverbandes Andriy Pavelko. Seit fast zwei Monaten haben keine russischen Raketen mehr Kiew getroffen. Dennoch ist die Lage in der ukrainischen Hauptstadt nach wie vor angespannt. Denn der 23. August ist der Tag der Nationalflagge. Am Mittwoch, den 24. August feiert die Ukraine den Tag der Unabhängigkeit. Viele befürchten daher erneute russische Angriffe.

Deshalb hat man bereits Vorkehrungen getroffen. Beamten wurde empfohlen, an diesen Tagen von zu Hause aus zu arbeiten. Darüber hinaus werden keine Zuseher in den Stadien zugelassen. Die Fahrzeiten der U-Bahn in Kiew sind überdies verkürzt worden. Am heutigen Dienstag empfängt Schachtar Donezk Metalist Charkiw. Gespielt wird im Olympijskyj-Stadion.

Luftalarm und Luftschutzkeller

Die letzte Saison wurde gleich nach dem russischen Angriff abgebrochen. Zwar gab es anschließend eine provisorische Tabelle. Doch Schachtar Donezk – zu diesem Zeitpunkt Tabellenführer – wurde nicht zum Meister ernannt. Dennoch wurde die Tabellenplatzierung für die Verteilung der Plätze im Europapokal übernommen. Zunächst gab es Gerüchte und Spekulationen darüber, ob die ukrainische Premjer-Liga teilweise in Polen oder in einem anderen Land in Osteuropa ausgetragen werden soll. Zwei Teilnehmer der Fußball-Liga werden jedoch fehlen, nämlich Mariupol und Desna. Deren Stadien wurden von der russischen Armee massiv beschädigt.

Der Ball in der Ukraine rollt wiederGetty Images

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs birgt naturgemäß auch viele Risiken. So wird es Luftalarme geben. Der Luftschutzkeller muss sich maximal 500 Meter vom Stadion entfernt befinden. Wenn der Luftalarm losgeht, wird das Spiel sofort unterbrochen. Die Verantwortlichen können dann über eine Verschiebung des Spiels entscheiden, sofern der Alarm länger als eine Stunde andauert.

Wunsch von Selenskyj geht in Erfüllung

Damit geht aber auch ein Wunsch von Wolodymyr Selenskyj in Erfüllung. Der ukrainische Präsident höchstpersönlich wollte, dass die Liga in der Ukraine ausgetragen wird. Alles andere wäre laut Pawelko künstlich gewesen. “Ich habe mit Selenskyj darüber gesprochen, dass es wichtig ist, die Menschen mit Fußball abzulenken. Die Austragung der Liga im Ausland wäre künstlich gewesen,” meinte der Chef des ukrainischen Fußballverbandes.

Am Ende obliegt es allerdings den örtlichen Sicherheitsbehörden, ob tatsächlich gespielt werden kann. Die Partien werden hauptsächlich in Kiew und sowie in westukrainischen Städten ausgetragen. Es wird definitiv eine Saison in der Ukraine, die viel Improvisation mit sich bringen wird. So kann der Fußball-Kalender öfter durcheinander gewirbelt werden. Dennoch: Die Fußball-Fans in der Ukraine werden sich freuen, wieder eine Ablenkung vom tristen Alltag zu haben.