Das hat es bisher noch nie gegeben: Italienische Forscher rekonstruierten 41 Prozent des Genoms eines Menschen, der vor fast 2000 Jahren in Pompeji beim Ausbruch des Vesuv gestorben ist. Der 35 bis 40 Jahre Jahre alte Mann stammte vermutlich aus Sardinien. Seine Vorfahren dürften über das Gebiet des heutigen Irans und über Anatolien nach Europa gelangt sein.

Höchstwahrscheinlich an Tuberkulose erkrankt

“Die genomweiten Analysen weisen darauf hin, dass das pompejanische Individuum A genetisch den noch vorhandenen Mittelmeervölkern, hauptsächlich Mittelitalienern und Sarden, nahe steht“, schreiben die Forscher. Sowohl das über die mütterliche Linie vererbte Genom, als auch das väterlicherseits vererbte Y-Chromosom wiesen Merkmale auf, die typischerweise bei Bewohnern der Insel Sardinien zu finden sind.

Anziehungspunkt für Touristen und Archäologen: die verschüttete Stadt Pompeji

Vergleiche des rekonstruierten Erbguts mit Genomen in verschiedenen Gen-Datenbanken ergaben, dass der Mann zu 30,5 Prozent Gene aus der iranischen Jungsteinzeit und zu 51,6 Prozent Gene aus der anatolischen Jungsteinzeit in sich trug.

Darüber hinaus litt der Mann sehr wahrscheinlich an Tuberkulose der Wirbelsäule, wie die Gruppe um Gabriele Scorrano von der Universität Tor Vergata in Rom im Fachjournal „Scientific Reports“ schreibt.

Normalerweise zerstört große Hitze die DNA

Die DNA ist die Erbinformation unseres Körpers. Entsprechend viele Rückschlüsse kann man mit ihrer Hilfe über eine Person ziehen. Allerdings wird sie bei großer Hitze normalerweise zerstört. Im Falle des Mannes in Pompeji dürfte das genaue Gegenteil geschehen sein. Anscheinend haben Ablagerungen des Vulkanausbruchs, die den Leichnam bedeckt haben, die Überreste “vor Umweltfaktoren wie Luftsauerstoff, der die DNA abbaut, abgeschirmt”, schreiben die italienischen Forscher.

Im Jahr 79 ereigneten sich mehrere gewaltige Ausbrüche des südöstlich von Neapel gelegenen Vulkans Vesuv. Dabei wurden die römischen Städte Herculaneum, Stabiae, Oplontis und Pompeji von Asche und anderen vulkanischen Materialien bedeckt. In Pompeji starben etwa 2000 Menschen, die noch nicht aus der Stadt geflohen waren, durch einen mehrere 100 Grad Celsius heißen pyroklastischen Strom – ein Gemisch aus heißer Asche, Gasen und Gesteinsstücken.