Es war eine miese Kampagne gegen Bernhard Heinzlmaier. Weil der eXXpress-Kolumnist bei einer Pressekonferenz ein T-Shirt einer heimischen Metal-Band trug, auf dem einige linke Aktivisten Runen im Nazi-Stil erkannt haben wollen, sollte der Jugendforscher in das extrem rechte Eck geschoben werden. Beteiligt an der Aktion: Ein bekannter Fotograf, der sich selbst als Journalist bezeichnet und in der Vergangenheit nicht selten in Mainstream-Medien hofiert wurde. Freilich machte dieser Fotograf aus der linken Szene auch bei der medialen Vorverurteilung von Rammstein-Sänger Till Lindemann mit. Jetzt sieht er sich plötzlich selbst mit schweren Vorwürfen konfrontiert.

"Keine rechtsextreme Schmutzkübel-Kampagne"

Die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger wurden mittlerweile eingestellt – und auch für den Wiener Antifa-Fotografen gilt die Unschuldsvermutung. Die Sympathien vieler Beobachter, wie etwa der grünen Politikerin Viktoria Spielmann, gelten indes den mutmaßlichen Opfern. Wer diese Opfer sind, ist unklar. Es ist ein anonymer Blog, der die sehr detaillierten Anschuldigungen gegen den linken Aktivisten erhebt. Dort heißt es: „Wir sind ein Zusammenschluss von unterschiedlichen Personen aus der Wiener Linken, die solidarisch hinter einigen Betroffenen stehen und mit ihnen gemeinsam diesen Text verfasst haben in der Hoffnung, dass den frauenfeindlichen Handlungen von *** (Name von der Redaktion entfernt, Anm.) endlich Einhalt geboten wird. Wir sind seit Jahren in unterschiedlichen Zusammenhängen aktiv und wir sind weder Rechte noch Corona Schwurbler. Warum wir das erwähnen? Wir rechnen damit, dass er nach Bekanntwerden dieser Schilderungen in der Öffentlichkeit behaupten wird, dass die Rechtsextreme eine Schmutzkübel-Kampagne gegen ihn führen“.

Auch die Wiener Politikerin Viktoria Spielfrau (Grüne) zeigt sich von den Vorwürfen empört

Vorwurf: Wollte Frauen im Intimbereich verletzen

Zu den Vorwürfen heißt es konkret: „In einem Zeitraum von fünfzehn bis zwanzig Jahren tauchen immer wieder Betroffene in der Wiener Linken auf, die den selben Täter nennen. Einen Täter, dessen Aktivismus für alle sichtbar ist, und für viele Betroffene und für mit diesen Betroffenen solidarischen Mitwisser*innen unerträglich ist.“ Die Rede ist weiter von zahlreichen Übergriffen. Sogar der Verdacht des Verabreichens von K.o.-Tropfen mit dem Ziel, sexuelle Handlungen an Frauen vorzunehmen wird vorgebracht. Weiter: „Wir wissen von Minderjährigen, die von Camps weinend nach Hause gefahren sind, nachdem sie im selben Zelt mit ihm geschlafen haben. Von Phantasien vom Sex mit Minderjährigen, die *** – als Mann jenseits der 40 – ganz offen anderen Linken erzählt. Bis hin zu bizarren Details wie einem langen Fingernagel, um Frauen bei sexuellen Handlungen im Intimbereich zu verletzen“.

Mit diesem Schreiben werden die heftigen Vorwürfe erhoben

Ausschluss aus linker Organisation?

Entsprechende Anzeigen gibt es indes keine. Da es sich bei den Vorwürfen um einen Offizialdelikt handelt, ist allerdings schon bald mit Ermittlungen zu rechnen. Die heftigen anonymen Anschuldigungen will sich der Antifa-Mann freilich nicht gefallen lassen. Er schreibt in einer Stellungnahme: „Kein Mann kann jemals behaupten, sich gegenüber Frauen in seinem Leben immer richtig verhalten zu haben, das behaupte auch ich nicht, und das ist mir bewusst“. Der stadtbekannte Aktivist fordert die Verfasser auf, Anzeigen zu erstatten um die, wie er beteuert, haltlosen Anschuldigungen aus dem Weg zu räumen. Auf ein Detail der Anschuldigungen geht er nicht ein. So heißt es in dem Blog auch: „Mindestens ein formeller Ausschluss aus einer linken Organisation, vor etwa zehn Jahren, ist uns bekannt. Grund war damals, dass er seinen Kader-Status ausgenutzt hat, um teils minderjährige Aktivist:innen und Schüler:innen zum Sex zu überreden bzw. sie mit einer immergleichen Masche zu sich nach Hause mitzunehmen.“

Gefahr der Vorverurteilung

Auf sozialen Medien kocht die Diskussion über die Causa bereits über. Die Vorgänge um den Rammstein-Sänger Till Lindemann haben aber deutlich gemacht, wie gefährlich anonyme Vorwürfe sind. Der eXXpress distanziert sich ausdrücklich von einer Vorverurteilung – auch in diesem Fall.

So reagiert der Beschuldigte

Die Stellungnahme des linken AktivistenScreenshot: Instagram
So attackierte der Aktivist Salzburgs FPÖ-Chefin für ihren Besuch beim Rammstein-KonzertScreenshot
Und so den Jugendforscher Bernhard HeinzlmaierScreenshot