Lange Zeit lag Schweden an der Spitze der bevorzugten Ziele von Asylwerbern. Sein Land sei eine „humanitäre Supermacht“ verkündete Außenminister Carl Bildt 2014. Seither hat sich die Stimmung im Land gedreht, in weiterer Folge auch die Politik – und damit verändert sich nun auch der Zustrom von Migranten.

Schwedens ehemaliger Außenminister Carl BildtAPA/AFP/Georges GOBET

In der Rangliste jener Länder, die im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung am meisten Asylanträge haben, lag Schweden im Jahr der Migrationskrise 2015 auf Platz zwei. 2022 ist das Land auf Platz 16 zurückgefallen. In der Zwischenzeit regiert eine Mitte-Rechts-Koalition in Stockholm. Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten wurden von einer Kleinstpartei zur stärksten Kraft bei den Wahlen im vergangenen September. Das neue Regierungsbündnis wird von ihnen geduldet, im Gegenzug üben sie maßgeblichen Einfluss auf die Migrationspolitik aus.

Eine neue Migrationswelle kommt auf Europa zu, doch die Flüchtlingsrouten innerhalb Europas ändern sich.

Dänemarks Integrationsminister erfreut über geringen Zustrom von Asylwerbern

Während die Sozialdemokraten in Schweden abgewählt worden sind, haben sie in Dänemark den migrationskritischen Kurs der rechten Parteien übernommen – und sind damit die zurzeit erfolgreichste sozialdemokratische Partei Westeuropas. Erfreut stellte der sozialdemokratische Integrationsminister Kaare Dybvad Bek fest: „Es ist gut, dass wir einen relativ geringen Zustrom von Asylwerbern haben, sodass unsere Integrationsmaßnahmen das auffangen können“, erklärte er.

Schwedens neue Migrationsministerin Maria Malmer Stenergard (l.) holt sich Tipps von Dänemarks Minister für Migration und Integration Kaare Dybvad Bek (r.).APA/AFP/TT News Agency/Pontus LUNDAHL

Das skandinavische Land hat schon früher auf einen restriktiven Einwanderungskurs umgeschwenkt, was sich auch in den Asyl-Zahlen widerspiegelt. Im Jahr 2015 lag Dänemark an neunter Stelle jener europäischen Staaten, die in den höchsten Pro-Kopf-Anteil von Asylanträgen hatten. In der Zwischenzeit befindet es sich angeschlagen auf Platz 19.

Dänemark will Syrer zurückschieben und Asylverfahren auslagern

Bereits 2002 beschloss das Parlament mit breiter Mehrheit, die Geldleistungen für Nicht-EU-Bürger um die Hälfte zu kürzen. Die Mitte-Rechts-Koalition hat 2016 sogar Kontrollposten an der deutsch-dänischen Grenze installiert. Besonders bemerkenswert: Ein heftig kritisiertes „Schmuckgesetz“ wurde verabschiedet. Die Behörden können demnach den Asylwerbern Wertsachen ab einem Wert von 1340 Euro einfach abnehmen.

Die Linke Block um die dänischen Sozialdemokraten setzte im Jahr 2019 diesen Kurs fort. Mittlerweile will Dänemark als einziges EU-Land Syrer wieder in ihr Herkunftsland zurückschicken. Darüber hinaus sollen Asylverfahren in Drittstaaten ausgelagert werden.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (l.) von den Sozialdemokraten fährt einen sehr restriktiven Asylkurs, so wie ihre Amtskollegin, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (r.), die sie besuche.APA/AFP/Filippo MONTEFORTE

Deutschland und Österreich nach wie vor unter Top 10

Bei den Migranten ist die Botschaft angekommen, wie die aktuellen Asylzahlen zeigen. Schweden hat überdies eine internationale Kampagne gestartet, die Asylwerber abschrecken soll.

Die Länder mit dem höchsten Anteil an Asylanträgen gemessen an der Bevölkerungsgröße sind Zypern, Österreich, Luxemburg und Griechenland. Allerdings bedeutet das nicht, dass alle Antragssteller auch in diesen Ländern bleiben. Viele ziehen von Griechenland weiter, nicht wenige Asylwerber in Österreich sollen danach Richtung Deutschland aufbrechen, das offiziell auf Platz 9 liegt.