Die islamisch begründete Ganzkörperverhüllung, der sogenannte Burkini, soll im französischen Grenoble bald in allen Bädern erlaubt sein. Das gab der grüne Bürgermeister der Stadt kürzlich bekannt. Über die neue Regelung soll im Rathaus beraten werden. Bürgermeister Piolle begründet das Anliegen damit, dass Diskriminierung im Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen vermieden werden müsse. Es gehe um den sozialen Fortschritt, dass Menschen zum Baden tragen könnten, was sie wollen, betont Piolle. “Eigentlich ist es uns egal, ob es ein körperbedeckender Badeanzug ist zum Schutz vor der Sonne oder aus religiösen Gründen, das geht uns nichts an”, sagte der Bürgermeister kürzlich der Zeitung “Le Figaro”. Er beklagte außerdem “Debatten von extremer Gewalt”.

Kritiker verorten Anbiederung an politischen Islam

Kritiker orten eine Anbiederung an den politischen Islam. In einer Petition von Gegnern heißt es: “Eine Änderung der Baderegeln würde Forderungen eines politischen Islams erfüllen, das heißt einer totalitären und radikalen Ideologie”. Es handle sich hier um eine sexistische Ideologie der Unterwerfung der Frau. Eine Ablehnung von Burkinis sei nicht islamfeindlich, vielmehr könnten Sonderansprüche einzelner Gruppen nicht über die Prinzipien der Republik gestellt werden. Präfekt Laurent Prévost kündigte am Sonntagabend gerichtliche Schritte an, sollte es grünes Licht für das Tragen von Burkinis in öffentlichen Bädern in Grenoble geben. Er werde sogar vor das Verwaltungsgericht ziehen, um eine Aussetzung der Regelung zu erwirken, wenn es nötig sei.

Um Burkinis gab es bereits im Sommer 2016 einen heftigen Streit in Frankreich, örtlich kam es zu Verboten.  Der Staatsrat erklärte das kommunale Burkini-Verbot, wie es an der Côte d’Azur erlassen worden war, für rechtswidrig. Um Burkinis weiterhin von Stränden und aus Bädern zu verbannen, argumentieren einige Kommunen nun mit Gründen der Hygiene und der Sicherheit.