Sparefroh wusste es schon immer: Am sichersten ist das Geld auf der Bank. Das wurde auch den Bürgern von klein auf jahrzehntelang eingetrichtert, beginnend in der Schule. Die Lektion wirkt bis heute: Die beliebteste Geldanlage ist und bleibt das Sparbuch, wie eine Studie des führenden Unternehmensberaters von EY ergab. Etwas mehr als die Hälfte der Österreicher legt ihr Geld dort an.

Realzins so niedrig wie noch nie

Bedenklich ist das nicht nur deshalb, weil die Teuerung von einem Hoch zum nächsten eilt – im Juni lag sie bei offiziell 8,7 Prozent. Hohe Inflation machte den westlichen Ländern schon in den 1970er Jahren zu schaffen. Allerdings waren damals auch die Zinsen deutlich höher, weshalb der Realzins (Nominalzins minus Inflation) lag bei minus zwei Prozent. Der Leitzins der EZB  hingegen wird am 21. Juli erstmals erhöht, er lag aber bisher bei null!

Damit sinkt der Realzins von Monat zu Monat. Im März lag er noch bei -6,7 Prozent. Auf das ganze Jahr berechnet verlieren die Österreicher damit 6,2 Milliarden Euro auf ihren Sparkonten. Das berechnete die Denkfabrik Agenda Austria im Mai. Bei einer weiterhin steigenden Teuerung muss man diese Zahl womöglich noch nach oben korrigieren. Auf den Konten belaufen sich die Verluste auf 13,6 Milliarden Euro im Jahr. „Spätestens jetzt sollte man sich hierzulande endlich bewusst werden, dass das Sparbuch Verlust bedeutet. Langfristig ist es sinnvoll, sein Vermögen am Kapitalmarkt anzulegen“, so erklärte-Austria-Ökonomin Heike Lehner.

14 % setzen auf riskante Bitcoins, sichere ETFs werden vernachlässigt

Unter den alternativen Anlageformen erfreut sich ausgerechnet eine besonders riskante wachsender Beliebtheit: Kryptowährungen. 14 Prozent der Befragten legen einen Teil ihres Vermögens in Bitcoin und Co. an, wie die Umfrage von EY ergab. Nur elf Prozent setzen auf passiv verwaltete ETFs – eine wesentlich weniger riskante Geldanlage.

Für die Studie wurden gemäß EY 1500 Menschen in Österreich zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Rund jeder Vierte investiert in Aktien und Anleihen, gefolgt von Immobilien oder Grundstücken (17 Prozent) und Edelmetallen (16 Prozent). Etwa 22 Prozent investieren gar nicht.

Manche investieren mehr als die Hälfte in Kryptos

Kryptowährungen werden auf jeden Fall immer beliebter und bekannter. Nur fünf Prozent der Befragten haben den Begriff noch nie gehört, fast 20 Prozent haben irgendwann mal schon welche besessen. Es handle sich aber um eine sehr volatile Anlageform, gibt Gunther Reimoser, Country Managing Partner bei EY Österreich zu bedenken. “Gefährlich ist das hohe Interesse deshalb, weil bei fast jedem Siebten Kryptowährungen aktuell mehr als 50 Prozent der Gesamtinvestitionen ausmacht.” Der Anteil bezieht sich auf jene Befragten, die überhaupt Kryptowährungen besitzen.