Entdeckt war sie bereits vor 150 Jahren worden an der Ostsee bei Kaliningrad, doch erst jetzt gelang es, sie richtig zuzuordnen: Die größte bekannte urzeitliche Blüte, die in Bernstein konserviert die Jahrmillionen praktisch unbeschadet überdauert hat, war zunächst für eine Scheinkamelie gehalten worden – ein Irrtum, wie Paläontologen aus Wien und Berlin nun nachgewiesen haben. Analysen von Pollen aus der fast drei Zentimeter durchmessenden Blüte zeigten, dass das rund 35 Millionen Jahre alte Fossil in Wahrheit der Pflanzengattung Symplocos zuzuordnen ist.

Bernsteineinschlüsse von Blüten gibt es nur sehr wenige, und sie überschreiten selten die Größe von zehn Millimetern, schreiben Eva-Maria Sadowski vom Museum für Naturkunde Berlin und Christa Hofmann vom Institut für Paläontologie der Universität Wien in ihrer im Fachjournal „Scientific Reports“ erschienenen Studie. Die größte bisher entdeckte Blüte misst dagegen vergleichsweise gewaltige 28 Millimeter.

Vor rund 35 Millionen Jahren war es in unseren Breitengraden viel wärmer

Neuesten Studien zufolge ist die urzeitliche Blüte unter der Bernstein-Schicht rund 38 bis 34 Millionen Jahre alt, sie stammt also aus dem mittleren Eozän. Damals war es auf der Erde durchschnittlich mehrere Grad Celsius wärmer als heute, tropische und subtropische Klimazonen reichten bis weit in den Norden beziehungsweise Süden des Planeten.

Damals sei es in Europa aber nicht nur wärmer, sondern auch regenreicher als heute gewesen, sodass sich viele Vertreter der Buchengewächse wie Scheinkastanien (Castanopsis) und Koniferen heimisch fühlen konnten. Gemeinsam formten sie ein vielfältiges Ökosystem, das aus Küstensümpfen, Mooren und gemischten Wäldern bestand.