Nach der Störaktion rechter Aktivisten, die in den frühen Morgenstunden mit einem Banner, auf dem der Hashtag #nopridemonth zu lesen war, vor der betroffenen Bibliothek protestierten, konnte die LGBTQ-Kinderlesung einer “Drag-Queen” doch stattfinden. Candy Licious, wie sich der als Frau verkleidete Mann nennt, las am vergangenen Freitag in der Bezirksbibliothek in Mariahilf Kleinkindern aus “gendersensiblen” Büchern vor. Dabei ging es um eine lesbische Hochzeit, homosexuelle Köche und einen Jungen, der sich als weibliche Meerjungfrau wahrnimmt.

"Sexualisierungspropaganda": Scharfe Kritik von FPÖ

Als skandalös und an der Lebensrealität komplett vorbei gehend hat im Vorfeld der freiheitliche Bezirksparteiobmann Leo Kohlbauer die Lesung bezeichnet: “Diese Form der Sexualisierungspropaganda für kleine Kinder ist klar abzulehnen. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Kinder mit öffentlich finanzierter Globohomo-Ideologie indoktriniert werden.” Die frühzeitige Erziehung von Kindern in bestimmte sexuelle Richtungen stelle genau das Gegenteil von Freiheit dar und habe in einer aufgeklärten Gesellschaft nichts verloren. “Niemand soll aufgrund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert, gleichzeitig aber auch nicht zu einer sexuellen Orientierung gedrängt und erzogen werden.“

Die Lesung für Kleinkinder fand wie geplant statt.Facebook: Markus Rumelhart

Der Wiener FPÖ-Chef und Stadrat Dominik Nepp zeigte sich angesichts des “Pride”-Monats ebenfalls verärgert: “Es ist zu hoffen, dass sich SPÖ-Bürgermeister Ludwig nicht nur von halbnackten Tänzern vom Truck aus bei diversen Paraden abfeiern lässt, sondern auch an die vom Teuerungshorror leidgeplagten Wiener Familien denkt”.

"Hat die rote Linie überschritten"

Der SPÖ-Bezirksvorsteher von Mariahilf, Markus Rumelhart, postete nun Bilder von der Lesestunde und bedankte sich bei dem Transgender-Künstler. Der Politiker, der selbst in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebt, schrieb in einem Facebook-Posting: “Ich verurteilt jegliche Art der Polarisierung und Diskriminierungen in unserer Gesellschaft zutiefst. Mich macht daher diese Störaktion als Bezirksvorsteher und ganz persönlich als Wiener, der unsere Stadt liebt, betroffen. ” Mariahilf sei ein “Regenbogenbezirk”. Zum Protest sagte er: “Dies darf aber nicht die rote Linie überschritten werden so wie in diesem Fall dass sie ihren Unmut gegen unsere Werte als Stadt Wien und somit gegen Menschen fokussieren. Dazu sage ich klar, das hat in unserer Stadt keinen Platz!”