
Formel 1: Imola-Sieg von Verstappen überrumpelte McLaren
Fans schwärmen von Max Verstappens Überholmanöver gegen Oscar Piastri. Damit verkürzt er seinen WM-Rückstand auf 22 Punkte.
Max Verstappen hat seine eigenen Prognosen widerlegt und gezeigt, dass die Formel-1-Weltmeisterschaft noch lange nicht entschieden ist. Mit seinem bravourösen Sieg in Imola, wo er WM-Spitzenreiter Oscar Piastri auf der Strecke düpierte, gab er dem McLaren-Team einige Denkaufgaben. “Bevor ich dieses Wochenende hierher gekommen bin, habe ich nicht wirklich viel Hoffnung gehabt, dass wir hier ein Rennen gewinnen können”, sagte der Red-Bull-Pilot.
“Solche harten Tage gibt es in der Meisterschaft, und das ist ganz klar einer davon”, bekannte Piastri, der nach der Vorführung durch Verstappen ungewöhnlich nachdenklich wirkte. Das zuvor durch vier Siege in sechs Rennen aufgepumpte Selbstbewusstsein des Australiers im vermeintlich überlegenen McLaren bekam in der Emilia-Romagna einen unerwarteten Dämpfer. Von Verstappen in der ersten Kurve überrumpelt und von Strategiefehlern seines Teams eingebremst, musste Piastri als klar distanzierter Dritter erkennen, dass die Fahrt zum Titel keineswegs ein Selbstläufer wird. “Ich werde daraus für das nächste Mal lernen”, sagte der 24-Jährige.
"Überholmanöver des Jahres"
Das wahrscheinlich entscheidende Manöver ereignete sich schon wenige Sekunden nach dem Start in der ersten Kurve. Während Piastri früh bremste, zog Verstappen das Tempo an und presste sich außen an dem McLaren vorbei. “Ich denke, Oscar war vielleicht mehr auf Russell fokussiert. Er hat eine ganz kleine Lücke gelassen, und Max hat sie einfach genutzt”, erklärte Red Bull-Teamchef Christian Horner. “Er ist einfach so gut in dieser Situation, wenn er eine Lücke sieht.” Online schwärmten Fans bereits vom “Überholmanöver des Jahres”. Piastri habe das “auch nicht erwartet. Das ist Max”, meinte Chef-Berater Helmut Marko im ORF-Interview.
Verstappen verschaffte aber auch der zurückgewonnene Wohlfühlfaktor in seinem Dienstwagen Zuversicht. “Das Auto hat sich besser angefühlt, kontrollierter auch über die Distanz”, sagte der Niederländer. Über Monate hatte Verstappen zuvor die Schwächen des Red Bull und die fehlenden Fortschritte beklagt. “Es war das erste Mal, dass er ein Auto hatte, mehr oder minder seit einem Jahr, das in der Balance ist, das tut, was er will”, sagte Marko. Die technischen Upgrades hätten “Gott sei Dank nach einem Jahr endlich diesen Fortschritt gebracht, den wir gebraucht haben”.
Heimspiel in Monaco in dieser Woche
Gut zwei Wochen nach der Geburt seiner Tochter Lily lieferte der Niederländer also den Beweis, dass Formel-1-Fahrer auch als Väter nicht an Tempo verlieren. Auf 22 Punkte reduzierte der WM-Dritte mit seinem zweiten Saisonerfolg den Rückstand auf den Führenden Piastri. Seine spezielle Klasse wird Verstappen schon in einigen Tagen wieder benötigen, wenn es in die Häuserschluchten von Monte Carlo geht.
“Ich erwarte nicht, dass es einfacher wird”, sagte der Titelverteidiger. Sein Red Bull ist den McLaren aktuell vor allem auf schnellen Strecken mit rasanten Kurven gewachsen. Monaco ist das komplette Gegenteil. “Wir leiden schon die ganze Saison in den schnellen Kurven, daran müssen wir arbeiten”, sagte McLaren-Pilot Lando Norris, aktuell WM-Zweiter, aber in Imola genauso chancenlos gegen Verstappen wie Piastri.
Dass Verstappen die Geschwindigkeit liebt, zeigte er auch vor wenigen Tagen, als er unter dem Pseudonym “Franz Hermann” bei einem Sportwagen-Test auf der Nordschleife des Nürburgrings angeblich sogar zu einem Streckenrekord raste. Red Bull drückt bei solchen Risiko-Ausflügen des viermaligen Weltmeisters ein Auge zu, um den Ausnahmefahrer bei Laune zu halten. Mit einem siegfähigen Red-Bull-Auto in der Formel 1 dürfte sich auch die Lust nach einem Tapetenwechsel nach dieser Saison, über den oft spekuliert wird, in Grenzen halten.
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