Freiburg-Trainer Streich:"Mehr Aufklärung und Bildung bei Antisemitismus"
Christian Streich nimmt abseits des Fußballs auch gerne Stellung zu gesellschaftlichen und politischen Themen. So auch am Rande der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises. Der Freiburg-Trainer wurde mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Streich zeigte sich über den zunehmenden Antisemitismus besorgt.
Christian Streich spricht stets Klartext. Bei Pressekonferenzen nimmt sich der Freiburg-Trainer kein Blatt vor den Mund. Auch am Rande der Verleihung des Julius-Hirsch-Preises durch den Deutschen Fußball-Bund hat sich Streich zu gesellschaftlichen und politischen Themen geäußert. Der Trainer des SC Freiburg wurde mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. DFB-Präsident und Jury-Mitglied Bernd Neuendorf begründete die Auszeichnung wie folgt: “Das ist jemand, der wirklich Haltung hat und das verkörpert, der diesen Gemeinsinn und den gesellschaftlichen Zusammenhalt immer wieder fordert und glaubwürdig dafür steht.”
Die Hauptauszeichnung ging in diesem Jahr ging an den Chemnitzer Stadtteilverein Athletic Sonnenberg sowie an den gemeinnützigen Verein ASA-FF, der ebenfalls in Chemnitz ansässig ist. Der DFB erinnert damit an die in Auschwitz ermordeten deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler. Streich zeigte sich über die aktuellen Entwicklungen besorgt. Der Fußball-Trainer hat daher zum Kampf gegen Antisemitismus aufgerufen: “80 Jahre nach Auschwitz ist es in eine Richtung gegangen, wo man sagen muss, dass wir Aufklärung und Bildung brauchen.”
Streich nimmt Politiker in die Verantwortung
Streich gab sich nach der Verleihung bewohnt bescheiden: “Ich freue mich wahnsinnig, dass ich den Preis bekommen habe, aber die wahre Arbeit wird an anderer Stelle verrichtet.” Der Frankfurt-Trainer verwies auf die vielen Ehrenamtlichen, die in Vereinen und Projekten Integrationsarbeit leisten. Er selber sei nur jemand, der auf Pressekonferenzen Fragen der Journalisten beantworte.
Er nahm auch die Politiker in die Verantwortung “Wenn ich höre, dass Politiker aus der sogenannten deutschen Mitte von importiertem Antisemitismus reden, dann ist das mehr als unverantwortlich, das ist unglaublich,” kritisierte Streich (58) und fügte hinzu: “Damit wird suggeriert, dass die muslimischen Menschen, die bei uns leben, einfach aus dem Land müssten. Dann hätten wir keinen Antisemitismus mehr. Wenn solche Sprüche aus der Mitte kommen, dann weißt du, wo wir sind. Und das ist hochgradig inakzeptabel und gefährlich. Das macht einem Sorgen.”
Christian Streich zeigte seiner Mannschaft sogar ein Video von Robert Habeck. Der Wirtschaftsminister erklärte darin die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel und auch den Schutz jüdischer Bürger in Deutschland: “Die Rede war deshalb so außergewöhnlich, weil sie Dinge geordnet hat. In einer relativ einfachen Sprache. Und das ist wichtig, weil nicht jeder versteht jedes Fremdwort,” begründete Streich die Maßnahme. Zudem erklärte er seinen Spielern Fremdwörter, weil “nicht mehr alle junge Menschen wissen, was Holocaust ist”.
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