"Ich bin frei": Regenbogen-Flitzer von Katar meldet sich zu Wort
Ein Flitzer sorgte beim Spiel zwischen Portugal und Uruguay (2:0) für Aufregung. Später waren viele Menschen in Sorge um den Italiener. Nun hat sich Mario Ferri selbst zu Wort gemeldet: “Ich bin frei,” meinte der Flitzer auf Instagram.
Portugal steht nach dem 2:0 Sieg gegen Uruguay im Achtelfinale der WM. Doch für Schlagzeilen sorgte nach dem Duell vielmehr ein Flitzer mit einer Regenbogen-Fahne. Ein Mann rannte mit einem Superman-Shirt und der Fahne auf das Spielfeld. “Save Ukraine” auf der Vorderseite des blauen T-Shirts, auf der Rückseite “Respect for Iranian Woman” – die drei Botschaften des Italieners beim WM-Spiel zwischen Portugal und Uruguay gingen am Montagabend um die Fußball-Welt. Danach bestimmte die Frage das Turniergeschehen in Katar: Wie geht es dem Mann?
Mario Ferri meldete sich dazu am Dienstag via Instagram zu Wort. “Ich bin frei”, schrieb er in einem Statement. Laut Angaben des Italieners drohen nun keine rechtlichen Konsequenzen. Kurz vor der Aktion postete der Italiener ein Video. Er huldigte seinem großen “Idol” Cristiano Ronaldo. Das, was folgte, kündigte er nicht an.
Ferri lief über den Rasen, wurde von Ordnern gestoppt und in die Katakomben gebracht. Entsprechende Bilder wurden bei der TV-Übertragung nicht gezeigt. Das ist allerdings seit Jahren im Weltfußball bei solchen Zwischenfällen üblich. Die Regenbogenflagge wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht. Ferri nahm in seiner Stellungnahme Bezug auf das Verbot der “One Love”-Kapitänsbinde durch den Weltverband FIFA. “Sie haben alles verhindert, nur mich nicht. (…) Wir wollen eine freie Welt, die alle Menschen und alle Ideen respektiert”, schrieb er.
Von der FIFA und dem WM-organisationskomitee gab es zu diesem Vorfall bislang keine Stellungnahme. Dafür äußerte sich Ferri ausführlich. “Die Regeln zu brechen, ist nie ein Verbrechen, wenn man es für eine gute Sache tut”, schrieb der Italiener, der bereits etliche Flitzer-Aktionen hinter sich hat – unter anderem beim deutschen WM-Spiel in Südafrika 2010 gegen Spanien. Doch jetzt scheint Schluss zu sein: “Ich werde es ‘The last Dance’ nennen, meinen letzten Lauf auf ein Spielfeld, ich wollte für mich wichtige Botschaften senden.” Zunächst war befürchtet worden, der Aktivist könne für längere Zeit in Gewahrsam genommen werden.
Katar ist bekannt dafür, Minderheiten zu unterdrücken. So ist Homosexualität in Katar verboten und wird sogar mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Der Schriftzug “Save Ukraine” spielt deutlich auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine an. Nach eigenen Angaben war Ferri kurzzeitig “als Freiwilliger” im Krieg in Kiew. “Respect for Iranian Woman” beschäftigt sich mit dem Schicksal von Tausenden im Iran, wo seit Wochen gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem protestiert wird. Die Aufstände werden oft von Frauen angeführt. Berichtet wird über viele Tote. Schiedsrichter Faghani ist Iraner.
Flitzer werden im Fußball zur Kasse gebeten
Normalerweise müssen Flitzer im Fußball eine Geldstrafe zahlen. Allerdings gibt es große Unterschiede bei der Rechtssprechung. Beim WM-Finale 2018 in Russland gelangten gleich vier Aktivisten der Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot in Polizeiuniformen auf den Rasen. Ein Moskauer Gericht verhängte daraufhin 15 Tage Arrest. In Katar könnte beim weiteren Vorgehen eine Rolle gespielt haben, dass nach der massiven Kritik in den Monaten und Jahren vor der Endrunde internationale Medien sehr genau auf die Behandlung des Regenbogen-Aktivisten geblickt haben.
“Ich hoffe, dass dem Burschen nichts passiert”, sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves nach der Partie, die Portugal die Teilnahme am Achtelfinale sicherte. “Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt.”
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