"Kein Plan, keine Leistung": Handball-Geschäftsführer zerlegt DFB-Team
Deutschland verarbeitet immer noch das frühzeitige WM-Aus in Katar der DFB-Elf. Dabei nehmen sich zahlreiche Experten kein Blatt vor den Mund und zerlegen das deutsche Fußball-Nationalteam. Zu den Kritikern zählt auch Bob Hanning. Der Geschäftsführer des Handball-Teams Füchse Berlin meint in einem Gastbeitrag, dass das DFB-Team kein Plan, kein Konzept und keine Leistung hatte.
Immer noch herrscht in Deutschland Fassungslosigkeit über das frühzeitige WM-Aus in Katar. Die deutsche Nationalmannschaft musste wie schon 2018 bereits nach der Gruppenphase die Koffer packen. Daraufhin hagelte es von zahlreichen Experten Kritik. So forderte beispielsweise Didi Hamann, der mit Liverpool 2005 Champions-League-Sieger geworden ist die Ablöse von Hansi Flick. Sein Wunsch wurde nicht erfüllt, Flick blieb trotz des WM-Desasters Bundestrainer. Auch dies hält Didi Hamann für falsch.
Zu den Kritikern zählt auch Bob Hanning. Er ist Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. Seit der Saison 2021/22 ist er darüber hinaus Trainer bei VfL Potsdam. Zwischen 2013 und 2021 war Hanning als Vizepräsident des Deutschen Handballbundes tätig.
Im Gastbeitrag für den “Tagesspiegel” nahm sich der Handball-Fachmann kein Blatt vor den Mund. Das Resultat der Fußball-WM sei für ihn kein Zufall, sondern vielmehr ein Resultat jahrelanger Misswirtschaft. Darüber hinaus forderte Hanning ein radikales Umdenken. “Kein Plan, keine Leistung, kein Konzept. Wir haben bei der Weltmeisterschaft genau die Nationalmannschaft bekommen, die wir aktuell verdienen. Sie ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft,” kritisiert der Geschäftsführer der Füchse Berlin.
Fokus auf inneren Kompass ging verloren
Deutschland habe den Fokus auf den inneren Kompass völlig verloren. “Rund um die WM, so kam es mir vor, spielten alle möglichen Themen eine Rolle, nur nicht der Sport,” meinte Hanning. Dabei spielte er natürlich unter anderem auf die Armbinden-Diskussion an. Das DFB-Team um Kapitän Manuel Neuer wollte mit einer “One Love”-Binde auflaufen und ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Doch die FIFA spielte nicht mit und drohte mit Sanktionen. Der Deutsche Fußballbund machte daraufhin einen Rückzieher. Stattdessen hielt man sich vor dem Duell gegen Japan beim Mannschaftsfoto den Mund zu.
“Grundsätzlich sehe ich zwei Möglichkeiten. Erstens: wir fahren nicht zur WM und senden ein klares Zeichen durch Boykott. Dann aber bitte konsequent. Was auch hieße, nicht mehr den FC Bayern zu unterstützen, keine Spiele mehr von Paris St. Germain zu verfolgen, und letztlich auch keinen VW mehr zu fahren. Katar hält schließlich rund zehn Prozent der Aktien des Konzerns,” stellt der ehemalige Vizepräsident des Deutschlands klar. Die deutsche Delegation habe sich vielmehr für einen “Schlingerkurs” entschieden. Dies bezeichnete Hanning als peinlich. Für den Handball-Funktionär ging es in keiner Weise um irgendwelche Menschenrechte, “sondern einzig um die Wirkung des Diskurses.” Deshalb diente die Debatte dem Selbstzweck. “Mit der Abkehr vom Regenbogen als Symbol für Toleranz und Vielfalt stand mehr und mehr die PR im Vordergrund,” stellte Hanning fest.
Zum “Mund-zu-Foto” hat Hanning ebenfalls eine klare Meinung. Er könnte gut nachempfinden, weshalb die Welt über Deutschland lacht. Er selbst würde darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. “Der Deutsche Fußball-Bund und seine Mannschaft haben bei der WM ein besorgniserregendes Bild abgegeben, das mich nachdenklich stimmt. Es muss ein radikales Umdenken stattfinden, sonst demontieren wir uns selbst,” warnte Hanning. Erste Konsequenzen hat es beim DFB jedenfalls gegeben. So wurde die Zusammenarbeit mit Teammanager Oliver Bierhoff beendet.
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