Ein Olympia-Märchen ist Wirklichkeit geworden: Am Sonntag hat bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio in der Disziplin des Straßen-Radrennens eine im Vorfeld völlig unebachtete Amateurin die internationale Konkurrenz hinter sich gelassen und verwies selbst haushohe Favoriten auf die Plätze. Es ist die perfekte Underdog-Geschichte –  so unglaublich, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn bald Hollywood bei Anna Kiesenhofer anklopft. Denn für einen Sieg der 30-jährigen Mathematikerin sprach – zumindest im Blickfeld der Buchmacher – im Vorfeld tatsächlich nichts.

Mehr noch, die Olympia-Premiere der ambitionierten Sportlerin, die sich gegen eine Profi-Karriere entschieden und ihrer wissenschaftlichen Leidenschaft, nämlich der Mathematik, den Vorzug gegeben hatte, war im Vorfeld gar zweifelnd beäugt worden. Dass sich eine Amateur-Athletin sich plötzlich und dazu auch noch im “hohen” Alter von 30 Jahren zum ersten Mal aufs Olympia-Parkett wagt, hatte zu Diskussion geführt. Kiesenhofer ließ sich nicht beirren, zog ihr Ding durch – und ihre Rechnung ging noch schöner auf, als sie es selbst jemals zu Träumen gewagt hätte.

Internationale Presse stimmt zu Lobeshymnen an

Die “Süddeutsche Zeitung” berichtet: “Im Straßenradrennen der Frauen hat die Österreicherin Anna Kiesenhofer, 30, das hochfavorisierte Team der Niederlande düpiert. Kiesenhofer, eine Mathematikerin, setzte ihren Fluchtplan nach einem Kilometer um, 136 Kilometer später überquerte sie als Erste die Ziellinie. Ihr Triumph kam so überraschend, dass nicht einmal die hoch favorisierte, zweitplatzierte Annemiek van Vleuten sie auf der Rechnung hatte. Die Niederländerin fuhr jubelnd über die Ziellinie, irrtümlich im Glauben, gewonnen zu haben.”

Die italienische Zeitung “Dolomiten” schreibt: “Anna Kiesenhofer ist gestern das Radrennen ihres Lebens gefahren. Nicht bei einer kleineren Rundfahrt, sondern bei ihren ersten Olympischen Spielen. In Tokio feierte sie im Straßenrennen gegen die komplett versammelte Weltelite einen Sensationserfolg. Dank perfekter Taktik und als von der Konkurrenz unbeachtete Teilzeit-Sportlerin feierte die 30-Jährige völlig überraschend einen Solosieg.”

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