“Das Ergebnis ist bitter und tut richtig weh”, sagte Sturms Neo-Cheftrainer Jürgen Säumel am Dienstag nach einem gebrauchten Europacup-Abend. Endgültig besiegelt wurde in der Lombardei auch das Aus der Steirer nach der Ligaphase der Königsklasse.

Für den Bundesliga-Spitzenreiter sind die Top 24 und damit ein Platz in den Play-offs zum Achtelfinale mit drei Punkten und sechs Niederlagen aus sieben Spielen außer Reichweite. Selten aber war der Leistungsunterschied so groß wie gegen den Europa-League-Sieger aus Bergamo. Der Tabellendritte der Serie A spielte vor allem in den zweiten 45 Minuten groß auf und ließ den Grazern nicht den Hauch einer Chance. “Wir hatten sowohl mit dem Ball als auch gegen den Ball keine guten Lösungen. Wir werden das genau analysieren, vor allem die zweite Halbzeit”, sagte Säumel, der im sechsten Pflichtspiel auf der Sturm-Trainerbank die zweite Niederlage – beide in der Champions League – kassierte.

Sturm trauerte Camara-Chance nach

Erstmals in der Säumel-Ära blieben die Grazer auch ohne eigenes Tor. Das lag auch daran, weil Amady Camara in der elften Minute die mögliche Führung aus aussichtsreicher Position leichtfertig vergab. “Auf diesem Level müssen wir unsere Chancen nutzen”, betonte Sturm-Verteidiger Dimitri Lavalée bei Sky. Denn nur 45 Sekunden nach der Camara-Möglichkeit jubelten die Italiener über das 1:0 durch Marco Retegui, ehe die Truppe von Gian Piero Gasperini nach dem Seitenwechsel durch Tore von Mario Pasalic, Charles De Ketelaere, Ademola Lookman und Marco Brescianini nachlegte.

Säumel sprach nach dem Schlusspfiff von “ordentlichen Ansätzen” in der ersten Hälfte, dann hätten bei seiner Elf auch die Kräfte gefehlt. Dass Atalanta im Winter durchspielte, im Rhythmus blieb und anders als Sturm keine Pause hatte, habe man laut Säumel auch gemerkt. “Ich hoffe, dass wir nächste Woche gegen Leipzig einen Schritt weiter sein werden”, blickte der 40-Jährige auf den Champions-League-Abschluss am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr) in Klagenfurt voraus.

Gegen die Leipziger soll sich ein Zusammenbruch wie in Bergamo keinesfalls wiederholen. “Wir sind auseinandergefallen. Für mich ist das unglaublich, das verstehe ich nicht”, sagte Sturm-Tormann Kjell Scherpen ratlos. “Natürlich kannst du hier verlieren, aber das war nicht gut genug.” Auch Lavalée forderte Besserung: “In der zweiten Hälfte haben wir aufgegeben, das können wir in diesen Spielen auf diesem Niveau nicht machen.”

Parensen will Zugänge bald präsentieren

Nach den Abgängen von Torjäger Mika Biereth und Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic fehlen in der Champions League jedenfalls zwei Leistungsträger der Doublesaison. Michael Parensen, der neue Geschäftsführer Sport der Grazer, hat noch bis 6. Februar Zeit, um passenden Ersatz zu finden. Zumindest in der Offensive soll bald eine Alternative verpflichtet werden. “Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir in naher Zukunft dort etwas präsentieren können”, betonte der Deutsche. Es sei allerdings nicht ganz so einfach. “Vom Profil her brauchen wir jemanden, der sehr viel körperliche Power, einen gewissen Tiefgang und eine Präsenz in der Box mitbringt. Das hat man in der Vorbereitung schon gesehen, dass wir uns ohne Mika schwertun, Tore zu erzielen.”

Dass die Leihe von Brighton-Mittelfeldspieler Malick Yalcouyé vorzeitig beendet wird, schloss Parensen aus. “Malick wird auf jeden Fall bleiben, er hat es super gemacht das erste halbe Jahr”, sagte er. In Graz habe der 19-Jährige aus Mali eine gute Umgebung, um zu wachsen und sich zu entwickeln. “Ich rechne nicht damit, dass jetzt noch große Abgänge anstehen.”

Gegen Leipzig soll nun ein versöhnlicher Abschied aus der Königsklasse gelingen, ehe drei Tage später das Cup-Viertelfinale gegen die Wiener Austria ansteht. “Die Champions League ist eine unglaubliche Bühne für uns. Wir müssen es auch genießen, aber wenn man 0:5 verliert, ist Genießen schwer”, sagte Scherpen, der auf einen Turnaround hofft. “Für die Fans und uns als Mannschaft ist es sehr wichtig, dass wir die Champions League mit einer sehr guten Leistung abschließen.”