"So im Oasch": DFB-Team vor Heim-EM im Alarmmodus
Der Deutsche Fußballbund ist wenige Monate vor der Heim-Europameisterschaft im Alarmmodus. Die Ergebnisse bleiben aus. Von Euphorie ist nur wenig zu spüren. Das 0:2 gegen Österreich am Dienstag in Wien war nur ein weiterer Tiefpunkt.
Gegensätzlicher hätte die Stimmungslage nach dem 2:0 Sieg von Österreich am Dienstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion nicht sein können. Auf der einen Seite haben wir das ÖFB-Team, das unter Teamchef Ralf Rangnick eine enorme Entwicklung genommen hat und im Land derzeit für Begeisterung sorgt. Bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr ist dem österreichischen Fußball-Nationalteam einiges zuzutrauen.
Auf der anderen Seite herrscht hingegen Frust und Ratlosigkeit. Nach dem 2:3 in Berlin gegen die Türkei folgte nun die Pleite in Wien. Seit der WM 2014 geht es mit dem Deutschen Fußballbund bergab. 2018 und 2022 schied man bei der Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase aus. Sinnbildlich für die Lage beim DFB war auch die Reaktion der österreichischen Fans. “Der DFB ist so im Oasch”, sangen die Anhänger des ÖFB-Teams.
Weit entfernt von Aufbruchsstimmung
Die 0:2 Niederlage in Wien gegen Österreich war mehr als verdient. Und das ist eine weitere, bittere Erkenntnis. Auch der Trainerwechsel von Hansi Flick zu Julian Nagelsmann brachte bislang nicht den erhofften Effekt. Während man nach der USA-Reise noch eine kleine Aufbruchsstimmung verspürte, ist man davon nun weit entfernt.
Der Ex-Bayern-Trainer konnte das wankende DFB-Schiff bislang noch nicht auf Kurs bringen. Die Jahre ohne Erfolg haben ihre Spuren hinterlassen. Vielleicht sind diese sogar noch größer, als man sich beim DFB selber eingestehen wollte. Nun steht man wenige Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land vor einem Scherbenhaufen. Ob dieser bis zum Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 in der Münchner Allianz Arena wieder zusammengekehrt werden kann, darf zum jetzigen Zeitpunkt bezweifelt werden. “Wir müssen langsam rauskommen aus der Opferrolle,” forderte DFB-Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel gegen Österreich.
Katastrophale DFB-Bilanz 2023
Der Trend spricht jedenfalls klar gegen das DFB-Team. 2023 hat man in elf Spielen nur drei Siege gefeiert. Dabei hat man 22 Gegentore kassiert. Das einzige Zu-Null-Spiel hat man im März gegen Peru absolviert. “Ich verstehe die Sorgen der Fans. Ich kann sie absolut nachvollziehen,” meinte Nagelsmann in seiner gewohnt ehrlichen Art.
Der Hut beim DFB-Team brennt gewaltig. Bei der Analyse nach dem Spiel machte Nagelsmann deutlich: “Wir werden bis zur EM keine Verteidigungsmonster werden.” Der DFB-Trainer weiß zudem: “Wir haben eine Mannschaft, die eine große Gabe hat, Fußball zu spielen. Wir müssen viel, viel mehr Dynamik im eigenen Ballbesitz entwickeln.” Im Umkehrschluss offenbarte Nagelsmann Schwächen in der Defensive. Allerdings ist bekannt: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften.
⏱️ Das Spiel ist aus.
— DFB-Team (@DFB_Team) November 21, 2023
Das war nix. Wir kommen wieder!
🇦🇹🇩🇪 2:0 #AUTGER #dfbteam | 📸 Getty Images pic.twitter.com/Ama7AEeUZP
Man müsse akzeptieren, dass es “unfassbar viel Arbeit gibt. Es gibt Dinge, wo wir ansetzen müssen. Es geht nur über extrem harte Arbeit und auch über deutsche Tugenden, das ist Fakt. Wir können nicht in Schönheit sterben,” weiß Nagelsmann.
Nagelsmann betonte unterdessen, auf interne Missstimmung seien die jüngsten Ergebnisse nicht zurückzuführen. Abseits der Spiele sei sein Team eine “sehr geschlossene Gemeinschaft mit einem unglaublich guten Miteinander”. Im Spiel seien dann aber noch “zu viele Einzelkämpfer” zu sehen.
Seine Aufgabe ist es nun, ein echtes Team zu formen. “Grundsätzlich ist die Denkweise eines Trainers nicht: Ich habe eine Idee und die knalle ich auf eine Mannschaft, sondern wir schauen uns natürlich an, was haben wir für Spieler?”, sagte der ehemalige Bayern-Trainer, um in der Folge zu berichten, dass es möglicherweise “fünf Sechser” und “fünf Zehner” gebe, aber nur eineinhalb Stürmer und wenn überhaupt einen halben Linksverteidiger. “Dann muss man sich vielleicht in die Faust beißen und sagen, vielleicht mal ein Toptalent weniger und einen Worker mehr”, sagte der Bundestrainer.
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