"Wie Massenmörder behandelt": Serbiens Präsident äußert sich zur Causa Djokovic
Die Causa rund um den ungeimpften Tennis-Star Novak Djokovic sorgt immer noch für heftige Diskussionen. Am heutigen Sonntag wurde bekannt, dass die Nummer eins der Weltrangliste Australien verlassen muss. Serbiens Präsident meldete sich zu Wort und meinte, man habe den Tennisstar “wie einen Massenmörder” behandelt.
Seit heute, Sonntag steht fest, dass Novak Djokovic nicht an den Australian Open teilnehmen kann. Der Tennis-Star zeigte sich nach der Entscheidung “bitter enttäuscht.” Die serbische Presse tobte und bezeichnete die Entscheidung als skandalös. Auch der serbische Präsident Aleksandar Vucic sparte nicht mit harten Worten: Seit der Ankunft in Australien habe er “nichts als Willkür und Schikanen” erfahren. Man habe den Tennisstar “wie einen Massenmörder” behandelt”. Die Schikanen hätten “beispiellose Ausmaße” angenommen. Eine “Hexenjagd” sei entfacht worden, die Medien hätten eine “Lynchstimmung” erzeugt.
Auch die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic bezeichnete die Gerichtsentscheidung als “skandalös”. Ich bin enttäuscht. Ich denke, es zeigt, wie die Rechtsstaatlichkeit in einigen anderen Ländern funktioniert, oder besser nicht funktioniert.” Brnabic ereiferte sich auch darüber, dass der Anwalt der Regierung im Verfahren vor dem Bundesgericht darlegte, dass in Serbien weniger als 50 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft seien. Brnabic meinte jedoch, dass sei eine Lüge und verwies auf 58 Prozent Impfquote.
Familie von Djokovic meldete sich zu Wort
Auch die Familie von Djokovic äußerte sich wenig überraschend zu diesem Fall: “Wir sind sehr enttäuscht. Trotz des skandalösen Verhaltens gegenüber Novak haben wir geglaubt, dass der Sport gewinnen wird”, hieß es in einer Stellungnahme der Familie. “Das Gericht war auch von der Politik und anderen Interessen beeinflusst.”
Die Reaktionen in Australien auf die Entscheidung sind hingegen überwiegend positiv. Australiens Premierminister Scott Morrison begrüßte das Gerichtsurteil in der seit eineinhalb Wochen währenden Causa. Der Australische Tennisverband (TA) wiederum gab nur ein kurzes Statement dazu ab, dass sein wichtigstes Event nun seine Nummer eins verliert. Man respektiere die Entscheidung des Bundesgerichts, wie es am Abend (Ortszeit) in einem Statement hieß.
Auch Tennis-Welt äußerte sich
In der Stellungnahme der Männer-Tennis-Organisation war hingegen mehr herauszulesen. Man bedauere die Entscheidung, auch wenn diese zu akzeptieren sei. “Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der größten Champions unseres Sports und sein Fehlen bei den Australian Open ist ein Verlust für das Spiel”, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten ATP-Mitteilung. Man empfehle allen Spielern vehement, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Mats Wilander, siebenfacher schwedischer Major-Gewinner gab sich hingegen überrascht und geschockt: “Ich schätze Novak sehr, aber er hat auch gewusst, dass es diese Möglichkeit gibt. Er kannte die Regeln, dass man geimpft sein muss.” Die Karriere von Djokovic sei in Gefahr, meinte Wilander weiter. “Er muss nun etwas machen, dass er nicht wirklich will.” Man müsse jetzt sehen, wieviele Turniere Djokovic spielen dürfe. “Letztlich muss er sich impfen lassen”, sagte Wilander, der als Experte für Eurosport tätig ist.
Kollegen ergriffen Partei
Die ehemalige Nummer eins Andy Murray äußerte sich gegenüber der BBC wie folgt: Es ist nicht gut für das Turnier, denn es wäre besser, wenn alle Top-Spieler teilnehmen könnten. Es wird natürlich viele Fragen zu den Geschehnissen und der Situation, in die wir geraten sind, geben. Ich hoffe, dass sich dies bei anderen Turnieren nicht wiederholt. Ich habe es weder Novak noch dem Tennis gewünscht und ich hoffe, dass es jetzt vorbei ist”.
Andere Kollegen haben für den Serben Partei ergriffen: “Novak wäre nie nach Australien gereist, wenn er nicht von der Regierung eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise in das Land erhalten hätte”, schrieb der Kanadier Vasek Pospisil auf Twitter. “Er hätte auf das Australian Open verzichtet, wäre zu Hause bei seiner Familie geblieben und niemand hätte sich darüber aufgeregt.” Es gebe politische Fragen, da in Australien Wahlen bevorstünden. “Es ist nicht seine Schuld.”
Die Nummer eins der Weltrangliste reiste ungeimpft zu den Australian Open. Das Visum wurde ihm bei der Einreise jedoch annulliert. Es folgte ein tagelanger Gerichtsstreit. Schließlich hat das Bundesgericht in Melbourne den Visum-Entzug am Sonntag und damit einen Tag vor Beginn der Australian Open für rechtens erklärt. Damit kann Djokovic, der seinen 21. Grand-Slam-Titel holen wollte nicht an den Australian Open teilnehmen.
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