Dem französischen Nachrichtensender BFMTV zufolge sollen am Sonntag rund 140.000 Menschen in Paris auf die Straße gegangen sein. Die Polizei sprach von etwa 30.000 Demonstranten, eine von Medien beauftragte Zählung ergab 29.500. Zuvor hatte die Linkspartei von Jean-Luc Mélenchon zum “Marsch gegen das teure Leben und das Nichtstun in der Klimakrise” aufgerufen.

Sprit kostet mittlerweile 3 Euro pro Liter

Der von rund 2000 Polizisten gesicherte Protestmarsch sollte nicht nur eine Machtdemonstration gegen Macron sein, sondern auch die Einigkeit der Linken gegen die Regierung demonstrieren. In den vergangenen Monaten wurde Frankreichs Linke durch Schlagzeilen über Gewaltvorwürfe gegen Frauen in den eigenen Reihen erschüttert. Zwei Parteifunktionäre der Linkspartei und der Grünen traten daraufhin zurück.

Die Stimmung ist in Frankreich seit Tagen stark angespannt. Wegen eines seit über zwei Wochen anhaltenden Streiks für mehr Lohn von Raffinerie-Personal gibt es an etwa einem Viertel der Tankstellen im Land Spritmangel. An manchen Tankstellen wurde der Kraftstoff für 3 Euro pro Liter verkauft. Im Elysée-Palast macht sich deshalb die Sorge breit, dass die Situation wieder ähnliche Proteste entzünden könne wie die der Gelbwesten 2018 und 2019. Damals war die Erhöhung von Steuern auf Kraftstoff der Auslöser für umfangreiche Sozialproteste gewesen.

Gewerkschaft mobilisiert ebenfalls

Jean-Luc Melenchon rief die Menge dazu auf, sich nicht von Präsident Emmanuel Macron einschüchtern zu lassen, etwa indem er sie beschuldigt, “Chaos” zu verbreiten. “Wenn Frankreich im Chaos versinkt, ist das ihre Schuld”, rief er unter Beifall und bezog sich dabei auf die Reichen, die seiner Meinung nach von den steigenden Preisen profitieren.

Jean-Luc Melenchon wettert vor der Menge gegen Macron.APA/AFP/JULIEN DE ROSA

Im Mittelpunkt des Marsches stehen fünf radikale Forderungen: Rente mit 60 und Lohnerhöhungen, Einfrieren der Preise für lebenswichtige Güter, höhere Steuern auf “Superprofite”, Maßnahmen gegen den Klimawandel und eine “Autonomiezulage” für junge Menschen.

Ein Ende September von den Gewerkschaften landesweit angesagter Streik- und Protesttag wurde nur wenig befolgt. Am Dienstag (18. Oktober) sind erneut Arbeitsniederlegungen angekündigt. Diesmal könnte der Aufruf auf größere Resonanz stoßen.