Der bedeutende und einflussreiche US-Ökonom Jeffrey Sachs (68) preist bei einem Besuch in Budapest den ungarischen Premier Viktor Orban (59) in den höchsten Tönen.

Gegenüber der ungarischen Zeitung “Magyar Nemzet” sagte Sachs: „Er (Orban) weiß, dass es sich um einen sinnlosen und unnötigen Krieg handelt, der durch die NATO-Erweiterung ausgelöst wurde. Und er weiß, dass er für die Ukraine eine Tragödie und eine Sackgasse sein wird, solange er andauert. Im Gegensatz zu anderen europäischen Staats- und Regierungschefs ist ihm auch bewusst, dass Russland eine Niederlage auf dem Schlachtfeld nicht akzeptieren wird, ohne den Konflikt zu einem Atomkrieg eskalieren zu lassen.“

Großes Lob für Orban von unerwarteter Seite

Sachs bekräftigte in dem Interview, das für ihn eines außer Zweifel stehe: “Der Krieg hätte vermieden werden können. Seit Bill Clinton (1993-2001) haben US-Diplomaten die Präsidenten immer wieder vor den Gefahren der NATO-Erweiterung gewarnt, insbesondere im Fall der Ukraine und Georgiens.”

Der US-Ökonom wies zudem darauf hin, dass im Dezember 2021, also wenige Monate vor Beginn des Krieges, ausgerechnet Russland einen amerikanisch-russischen Vertrag über Sicherheitsgarantien zur Kriegsvermeidung vorgeschlagen habe, dessen Schwerpunkt auf dem Ende der NATO-Erweiterung gelegen sei. Die USA hätten den Vorstoß Moskaus jedoch abgeschmettert.

Europa sollte Beziehungen zu Moskau normalisieren

Sachs führte weiter aus: Es sei für Putin enorm wichtig gewesen, dass Washington die nationale Sicherheit Russlands respektiere, die Moskau durch die NATO-Erweiterung bedroht sah. “Leider weigerten sich die USA darüber zu verhandeln. Die NATO sagt, dass kein Land, auch nicht Russland, ein Mitspracherecht oder eine Einmischung in ihre Erweiterung haben darf. Dies ist eine arrogante Haltung, die wesentlich zum Krieg beigetragen hat”, unterstreicht Sachs.

Der US-Ökonom Jeffrey SachsQuelle: Reuters

Der Ökonom ging in dem Interview auch darauf ein, dass Europa gegenüber Russland und den USA zweierlei Maß anlege. Sachs wörtlich: “Russland hat seinen europäischen Verbündeten geholfen, Napoleon, den preußischen Militarismus und Nazi-Deutschland zu besiegen. Europa muss deshalb versuchen, seine Beziehungen zu Moskau wieder zu normalisieren. Dazu muss es aber seine zweideutige Haltung gegenüber Russland aufgeben. Die USA haben in den vergangenen Jahrzehnten mehr Kriege vom Zaun gebrochen als jedes andere Land. Steht die Europäische Union noch in Kontakt mit den Vereinigten Staaten? Ja. Sollte sie planen, ihre Beziehungen zu Russland wieder zu normalisieren? Selbstverständlich.”