“Das ist afghanische Kultur – ich trage ein traditionelles afghanisches Kleid”: Mit diesem Posting  hat afghanische Historikerin Bahar Jalali in den sozialen Medien eine weltweite Bewegung in Gang gesetzt. Es ist ein farbenfroher Protest gegen die strikten Kleidervorschriften der radikalislamischen Taliban für Studentinnen.

Bunter und selbstbewusster Protest, der weltweit Unterstützung findet

Mit den Hashtags #DoNotTouchMyClothes und #AfghanistanCulture zeigen jetzt weltweit Frauen Solidarität in bunten, traditionellen Kleidungsstücken aus verschiedensten Regionen des Landes.

Taliban ersetzen Frauenministerium durch Tugendministerium

Unterdessen haben die Taliban offenbar das Frauenministerium der afghanischen Regierung durch ein “Tugendministerium” ersetzt. Am Freitag brachten Arbeiter am Gebäude des bisherigen Frauenministeriums ein Schild an, das auf das Ministerium “zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung des Lasters” verweist. Dies ist der Name der Behörde, die während der ersten Taliban-Herrschaft Ende der 90er Jahre etwa für Auspeitschungen von Frauen verantwortlich war.

Auf Twitter war zu sehen, wie Mitarbeiterinnen des Frauenministeriums vor dem Gebäude in der Hauptstadt Kabul gegen ihre Kündigung protestierten. Die Taliban antworteten am Freitag nicht auf eine AFP-Anfrage zu dem Vorgang.

Berüchtigtes Ministerium war früher für Auspeitschungen von Frauen verantwortlich

Bei der Vorstellung erster Teile ihrer international nicht anerkannten Regierung vor zwei Wochen war unter den Verantwortlichen weder ein weibliches Mitglied, noch hatte einer der Ernannten die explizite Zuständigkeit für den Schutz der Frauenrechte.

Zwar haben die neuen Machthaber versprochen, anders als früher diesmal die Rechte von Frauen zu achten. Allerdings haben die Taliban seitdem Frauen angewiesen, zu ihrer eigenen Sicherheit zuhause zu bleiben und nicht zur Arbeit zu kommen, bis eine Geschlechtertrennung umgesetzt werden kann.

Während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 waren Frauen in Afghanistan weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt. Sie durften das Haus nur in Begleitung männlicher Angehöriger verlassen. War eine Frau allein unterwegs, wurde sie von Mitarbeitern des Tugendministeriums ausgepeitscht. Die Behörde war damals auch für die Durchsetzung der Gebetpflicht sowie das Rasurverbot für Männer zuständig.